Telekomanbieter:Duell der Großen 

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Die Telekom und Vodafone kämpfen um die Vorreiterschaft bei 5G. Bis der Standard weit verbreitet ist, wird es aber noch dauern.

Von Benedikt Müller, Düsseldorf

Vor drei Monaten haben hiesige Netzbetreiber erste Frequenzen ersteigert, die für 5G taugen. Seither liefern sich vor allem die Deutsche Telekom und Vodafone einen harten Wettkampf darum, wer den neuen Mobilfunkstandard als erster zu den Kunden bringt. So vertreiben beide Konzerne mittlerweile erste 5G-fähige Smartphones von Huawei und Samsung. Wer mit einem solchen Gerät einen neuen Telekom-Handyvertrag abschließt, darf das schnelle Netz nutzen. Vodafone hat bereits Anfang des Monats angekündigt, auch in bestehenden Verträgen keinen Zuschlag für 5G zu verlangen - und die Telekom so unter Druck gesetzt.

Allerdings wird es noch Jahre dauern, bis der neue Standard in weiten Teilen Deutschlands verfügbar ist. Die Telekom hat bislang gut 120 5G-Antennen in Betrieb, die in einzelnen Teilen von Berlin, München, Köln, Bonn und Darmstadt funken. Bis Jahresende sollen es 300 Antennen sein, im nächsten Jahr sollen weitere Städte folgen. "Wir gehen dort hin, wo die Datennutzung hoch ist und bauen zusammenhängende Gebiete aus", sagt Technikchef Walter Goldenits. Konkurrent Vodafone meldet gut 50 5G-Stationen bundesweit. Mehrere Tausend Kunden nutzten bereits den schnellen Funk, heißt es von dem Konzern, "vor allem Technikfans".

Der neue Standard eignet sich vor allem für Knotenpunkte, Forschungslabore und Fabriken

Neben Telekom und Vodafone haben auch Telefónica ("O2") und 1&1 Drillisch im Juni 5G-Frequenzen ersteigert. Die Konzerne zahlen dafür zusammengerechnet gut 6,5 Milliarden Euro. Die sehr kurzwelligen Frequenzen reichen zwar nicht weit; doch sie eignen sich für Orte, an denen viele Daten auf engem Raum verschickt werden. Neben Verkehrsknotenpunkten, Festivalgeländen oder Stadien sind dies vor allem Forschungslabore und Fabriken.

Ihnen bietet die Telekom sogenannte Campusnetze an: Firmen können dann einen Teil der 5G-Kapazität ausschließlich für ihren Bedarf nutzen. Die Daten werden in kleinen Rechenzentren auf dem Werksgelände verarbeitet, sogenannten Edge Clouds, statt kilometerweit übertragen zu werden. So reagiert der Funk binnen Millisekunden und mithin deutlich schneller als etwa über W-Lan. Ein Anwendungsbeispiel sind autonome Fahrzeuge, die Waren durch Fabriken transportieren und in Echtzeit auf Hindernisse reagieren können.

Vodafone hat bereits in der vergangenen Woche auf einer Teststrecke im Erzgebirge vorgeführt, wie eine fahrerlose Eisenbahn per 5G gesteuert wird: Der Zugführer saß mehrere hundert Meter entfernt in einer Steuerzentrale; der Blick auf den Zug und der Ausblick aus dessen Führerstand wurden praktisch in Echtzeit auf Bildschirme übertragen. Möglich macht auch dies ein kleines Rechenzentrum vor Ort.

Der dritte große Mobilfunkanbieter Telefónica wird indes eine Autofabrik von Mercedes-Benz in Sindelfingen an ein lokales 5G-Netz anschließen. Mit entsprechenden Angeboten für Privatkunden hält sich Telefónica hingegen bislang zurück. Der Konzern, der vor fünf Jahren aus E-Plus und O2 entstand, ist noch - mehr als Telekom und Vodafone - damit beschäftigt, den bislang schnellsten Standard LTE auszubauen. Alle drei Konzerne hatten sich in einer früheren Frequenzauktion dazu verpflichtet, 98 Prozent der Haushalte bis 2020 mit schnellem Mobilfunk zu versorgen, und geben sich auch zuversichtlich, dieses Ziel zu erreichen. Freilich hatte Telefónica hier zuletzt noch den größten Rückstand aufzuholen.

© SZ vom 26.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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