Telekom:Wenigtelefonierer sollen mehr zahlen

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T-Mobile will seine Kundschaft in Zukunft verstärkt dazu animieren, das Handy häufig zu nutzen.

Von Antonie Bauer

Dazu will Deutschland-Chef Timotheus Höttges auch an der Tarifschraube drehen: "Nur die Preise zu senken, kann aber nicht die Strategie sein. Es muss ein Rabattierungsmodell sein, bei dem der Kunde einen Vorteil genießt, wenn er viel telefoniert."

"Dieselbe Subvention für alle Kunden, ein Euro für jedes Endgerät - das wollen wir aufbrechen." (Foto: Foto: dpa)

Subventionen abbauen

Das Unternehmen will daher die Relax-Tarife, bei denen Minutenpakete ohne Grundgebühr verkauft werden, für Vieltelefonierer senken.

Mobiltelefone sollen dagegen beim Marktführer künftig teurer werden - vor allem für diejenigen, die das Gerät kaum nutzen: "Dieselbe Subvention für alle Kunden, ein Euro für jedes Endgerät - das wollen wir aufbrechen."

So sei es nicht wirtschaftlich, die meist wenig genutzten Handys mit vorausbezahltem Guthaben stark zu verbilligen. Bei T-Mobile werden einige Modelle deshalb künftig teurer.

Auf der anderen Seite soll es für stark genutzte Handys künftig großzügigere Zuschüsse geben. Im Schnitt will Höttges die Endgeräte-Subventionen aber weiter zurückfahren.

T-Mobile wolle letztlich nicht Handys, sondern Kommunikationsleistungen verkaufen, betont der Geschäftsführer. Deshalb werde es bald ein Produkt auf den Markt bringen, das Endgerät und Tarif ganz entkopple und das über einen "interessanten" Partner vertrieben werde.

Tchibo- ein Modell

Damit nähert sich die Telekom-Tochter der Strategie des kleinen Konkurrenten O2 an, der seine Dienste über die Kaffeekette Tchibo vertreibt, - nur wird T-Mobile eben keine Telefone verkaufen.

"Ich glaube, dass jeder die gleichen Rechenübungen anstellen muss, und wir haben uns das sehr gut überlegt", erklärt Höttges zur Senkung der Handy-Subventionen.

Zieht die Konkurrenz nicht mit, läuft Marktführer T-Mobile allerdings Gefahr, dass Vodafone weiter aufschließt. Im letzten Quartal hat der Verfolger 80000 Neukunden mehr angeworben.

Das störe ihn nicht, so Höttges: "Es geht ja nicht mehr ums bloße Kunden-Einsammeln. Am Ende des Tages werden wir von unseren Anteilseignern danach bewertet, wie viel Wertschöpfung wir realisieren."

Er halte nichts davon, die Datenkarte für einen Euro zu verschenken. Die Marktführerschaft sei zwar wichtig, T-Mobile wolle aber vor allem bei Umsatz und Ertrag die Nase vorn haben.

Spekulationen, dass man in der Bonner Telekom-Zentrale wegen Vodafone allmählich nervös wird, dementiert Höttges: "Von Nervosität kann keine Rede sein."

T-Mobile befinde sich in einem wichtigen Transformationsprozess, in dem es das Sprach- und Datengeschäft stärker ankurble, die Kostenstruktur verbessere und Anwendungen mit echtem Kundennutzen entwickle. Die gegenwärtige Sparrunde sei etwas ganz Normales: "Wir kommen aus einer rauschenden Wachstumsphase; im stärkeren Verdrängungswettbewerb hat Effizienz eine höhere Bedeutung."

Vodafone gilt nach Höttges Ansicht zu Unrecht als margenstärker. "Wir sind der einzige Betreiber in Deutschland, der sämtliche Kosten in seinem Ebitda (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) zeigt."

Wo andere Kapitalkosten abschrieben, habe T-Mobile Dienste - wie den Netzaufbau - an Töchter ausgelagert. Deshalb zahle T-Mobile dafür Miete, die auch das Ergebnis vor Abschreibungen belaste. "Die Margendiskussion ist müßig. Am Ende zählt der Cash-flow, und da sind wir das profitabelste Mobilfunk-Unternehmen."

Beim Mobilfunkstandard UMTS sieht sich T-Mobile auf dem richtigen Weg. Mit Geräten wie dem Blackberry für den mobilen Empfang von E-Mails steige das Interesse der Kunden.

Allerdings haben unabhängige Tester noch einige Schwächen im Netz festgestellt. "Wir haben sicher alle noch nicht die Qualität wie im klassischen Sprachgeschäft erreicht". Höttges versichert jedoch: "Wir sind an allem dran, was die Qualität betrifft."

© SZ vom 20.10.2004 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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