Telefonieren im Urlaub:So bleibt die Handyrechnung niedrig

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Die Frage, was ein Anruf aus dem Urlaub nach Hause kostet, beantwortet sich meist erst nach der Reise — wenn die Handyrechnung kommt.

Andreas Grote

(SZ vom 02.07.2003) — Man kann schon vor dem Urlaub einiges tun, damit sich die Kosten für die Kommunikation nach Hause in Grenzen halten.

Zwar hat man die Gesprächsgebühren beim Anruf aus dem klassischen Telefonhäuschen besser im Griff, doch komfortabler ist es natürlich, Urlaubsgrüße mit dem Handy mitzuteilen und ständig erreichbar zu sein.

Diesen Komfort lassen sich die Mobilfunkgesellschaften teuer bezahlen. Wer vom Urlaubsort nach Deutschland telefonieren will, muss dies über die Roaming-Partner seines heimischen Mobilfunkbetreibers erledigen.

Dabei bestehen riesige Preisunterschiede zwischen den einzelnen Netzbetreibern am Ort und der Tageszeit, zu der man telefoniert. So hat die Stiftung Warentest beispielsweise errechnet, dass ein zwölfminütiges Gespräch aus dem niederländischen O2-Netz nach Deutschland tagsüber zwölf Euro kostet, bei T-Mobile Netherlands hingegen nur 8,60 Euro.

Von 19 Uhr an greift der Abendtarif, hier ist O2 wieder mit 5,10 Euro der günstigere. Einstellen lässt sich der gewünschte Roaming-Partner, indem man die Netzsuche seines Handys von Automatisch auf Manuell umstellt.

Kostenfalle Mailbox

Relativ günstig sind SMS: ihr Empfang ist in der Regel kostenlos und das Versenden kostet mit Roaming-Aufschlag meist nicht mehr als 50 Cent, für Prepaid-Kunden maximal 70 Cent. Das Versenden von Multimedia-Mitteilungen (MMS) kostet hingegen bis 1 Euro mehr als in Deutschland, da der ausländische Netzbetreiber die übertragene Datenmenge in Rechnung stellt.

Der Empfang ist hingegen bis auf wenige Ausnahmen auch im Ausland kostenlos. Im Gegensatz zu innerdeutschen Handygesprächen kostet im Ausland auch die Annahme eines Gespräches aus Deutschland.

Das kann bei der Mailbox schnell zur Kostenfalle werden. Die Fachzeitschrift connect hat errechnet, dass dadurch pro auf die Mailbox gesprochene Minute 1,99 Euro Kosten für einen Handybesitzer in Italien anfallen, für die Türkei sind es gar mindestens 2,60 Euro.

Hinzu kommen Kosten für das Abhören der Mailbox. Die Experten raten daher, die Mailbox ganz abzuschalten oder alle Anrufe auf sie umzuleiten und nur von Zeit zu Zeit abzuhören.

Grundsätzlich entstehen Besitzern von Prepaid-Karten wie xTra, Callya, Free&Easy oder Loop beim Roaming zum Teil wesentlich höhere Gebühren als Vertragskunden. "Es ist in jedem Fall daher ratsam, sich vorher auf der Internet-Seite oder über die Hotline seiner Mobilfunkpartners zu informieren, was konkret für meinen Vertrag Telefonate nach Deutschland kosten, was im Ausland angenommene Anrufe kosten, was das Verschicken von SMS und MMS kostet oder der mobile Internet-Zugang", rät Sybille Kujat vom Europäischen Verbraucherzentrum (EVZ) in Kiel.

Für Vieltelefonierer oder für Urlauber, die jedes Jahr ihren Urlaub am gleichen Ort verbringen, empfiehlt die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen Prepaid-Karten der Mobilfunkanbieter im Urlaubsland. Die Karte wird anstatt der deutschen SIM-Karte ins Handy gelegt und der Urlauber umgeht bei Gesprächen innerhalb des Ferienlandes und Anrufen nach Hause sowie SMS die teuren Roaming-Gebühren. Außerdem zahlt er nichts für ankommende Gespräche.

Unübersichtliches GRPS-Wap

Eine andere Möglichkeit ist die CallingCard. Sie kann im Internet von verschiedenen Anbietern bestellt und mit einem Guthaben aufgeladen werden. Über eine kostenfreie Nummer und persönlicher PIN wählt man sich dann vom Handy, der Telefonzelle oder vom Hoteltelefon ins ausländische Festnetz ein und kann nach Hause telefonieren.

Auch nach dem Surfen im Internet haben viele Urlauber ein Bedürfnis. Besitzt das Handy einen eMail-Client oder der eigene Internet-Provider einen WAP-Zugang, dann lassen sich die eMails direkt vom Handy abfragen, lesen und beantworten. Auch Surfen lässt sich über WAP: Tourenplaner (wap.falk.de), Wetter-Infos (wap.dwd.de) oder Nachrichten (wap.sueddeutsche.de) sind so mobil erreichbar.

Der Preis entspricht dabei einem Handy-Anruf nach Deutschland und wird pro Minute abgerechnet. Unübersichtlich und teuer wird es hingegen bei GPRS-Wap, denn während in Deutschland pro zehn Kilobyte-Block abgerechnet wird, rechnen die Netzbetreiber im Ausland angefangene Datenblöcke zwischen 100 und 250 Kilobytes ab.

Auch HSCSD, sofern im Ferienziel überhaupt unterstützt, kostet genauso viel, wie ein Anruf nach Deutschland. Wer gerne mit dem Handy im Urlaub telefoniert und dabei auch viel mit Wap und GPRS ins Internet geht, für den lohnt sich daher eine Prepaid-Karte eines einheimischen Betreibers allemal, denn die Kosten bewegen sich dann in etwa im gleichen Rahmen, wie wenn man in Deutschland mobil ins Internet geht. Besitzer eines Smartphones können dann auch mit einem richtigen Browser beispielsweise von Reqwireless oder Opera mit ihrem kleinen Bildschirm ins "große" Internet gehen.

Anderenfalls ist das Internet-Café die richtige Wahl. In größeren Städten und typischen Touristenorten kann man dort für zwei bis vier Euro pro Stunde im Internet surfen oder, das bieten die meisten Internet-Provider inzwischen an, seine eMails fernabfragen.

Allerdings ist hier etwas Vorsicht im Umgang mit Daten geboten: bei der Eingabe von PIN oder Passwörtern, beispielsweise um seine eMails oder den Stand seines Girokontos abzufragen, sollte man sich nicht beobachten lassen und nach seiner Sitzung den Browser-Zwischenspeicher, den "Verlauf" und Cookies löschen, anderenfalls könnte der nächste Besucher auch ohne Passwort das eigene Postfach öffnen.

Wer doch lieber die klassische Ansichtskarte nach Hause bevorzugt: Bis Ende August können Kunden von Vodafone, T-Mobile und O2 sowie des Providers Debitel aus fast ganz Europa ein mit dem Foto-Handy aufgenommenes Urlaubsbild als ausgedruckte Postkarte verschicken lassen. Das kostet je nach Bildauflösung und Vertrag zwischen 39 Cent und 1,29 Euro, lediglich O2 will 1,99 Euro.

In der billigsten Version ist sie damit nicht nur günstiger als die klassische Urlaubspostkarte, sondern geht auch noch schneller als jeder grenzüberschreitende Postweg: spätestens 48 Stunden nach Abschicken soll die Postkarte daheim ankommen. Kunden anderer Provider können sich bei www.opedo.de anmelden, die Handypostkarte kostet hier allerdings 2,99 Euro.

Nützliche Internet-Adressen

Ausländische Prepaid-Karten in Deutschland kaufen: www.globilo.de

Anbieter von CallingCards: www.m-d-s.de www.tele2.de www.dtag.de

Tarif-Übersichten im Internet: www.billigertelefonieren.de www.teltarif.de

Verzeichnis deutscherWAP-Seiten: http://de.mobile.yahoo.com/wap/dir.html

Verzeichnis weltweiter Internet-Café's: www.cybercafe.com

Internet-Browser für Smartphones: www.reqwireless.com/webviewer.html www.opera.com/products/smartphone/

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