Telefonhäuschen:Kein Anschluss unter diesem Dach

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Abtransport über den Königssee - das letzte Häuschen vom Typ TelH78. (Foto: Telekom)

Die gelbe Telefonzelle ist ein Relikt vergangener Zeiten. Nicht nur, weil das Gelb noch an die alte Bundespost erinnert; seit ihrer Privatisierung Mitte der Neunzigerjahre hat die Deutsche Telekom alle öffentlichen Telefone hierzulande nach und nach in den Konzernfarben Grau und Magenta umgestaltet. Auch, weil von einst gut 100 000 öffentlichen Fernsprechern in Deutschland zuletzt nur noch etwa 17 000 Telefonsäulen übrig geblieben sind. Tendenz fallend, das allgegenwärtige Smartphone lässt grüßen. Mittlerweile hat die Telekom auch das allerletzte gelbe Telefonhäuschen abgebaut, wie der Konzern nun bekannt gab. Es stand im bayerischen St. Bartholomä, einem Wallfahrtsort und Ausflugsziel am Königssee, und war eingebettet im hölzernen Bootshaus der dortigen Fischerei. Drei Beschäftigte kappten die Zelle vom Strom- und Telefonnetz; dabei fanden sie noch eine D-Mark und 50 Pfennig im Relikt. Schließlich ließ die Telekom das letzte gelbe Kunststoffhäuschen, Typ TelH78, unter den Klängen einer Trompete auf einer Fähre über den See schippern. Immer wenn eine Telefonzelle dauerhaft weniger als 50 Euro Umsatz pro Monat einbringt, beantragt der Konzern bei der jeweiligen Gemeinde den Abbau, weil die Strom- und Wartungskosten deutlich höher seien. Daher ließ die Telekom alleine in Bayern im vergangenen Jahr etwa 300 öffentliche Telefone abmontieren. Damit endet vielerorts eine Geschichte, die im Jahr 1881 mit einem ersten "Fernsprechkiosk" in Berlin begann. Überhaupt machten die allerersten Telefonzellen in Postämtern und Wirtshäusern auf, bis in den 1920er-Jahren die ersten Häuschen in hiesigen Städten entstanden.

Heutzutage entwickelt die Telekom ihre verbliebenen Säulen weiter: Mehr und mehr Telefon-Stelen funken W-Lan-Signale in die Umgebung. Und der Konzern rüstet nun ehemalige Telefonzellen zu Ladestationen für Elektroautos um. Entsprechende Prototypen haben die Bonner im vergangenen November vorgestellt.

© SZ vom 25.04.2019 / ikt - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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