Tech-Konzern:Toshiba spaltet sich auf

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Der 1875 gegründete Konzern gehört zu den bekanntesten Namen der japanischen Wirtschaft. (Foto: Reuters)

Das gab es in Japan noch nie: Auf großen Druck von Investoren baut der Traditionskonzern radikal um.

Der japanische Technologiekonzern Toshiba will sich in drei börsennotierte Unternehmen aufspalten. Das gab das Traditionsunternehmen bekannt. Unter starkem Druck ausländischer Aktionäre hofft die seit längerem strauchelnde Unternehmensgruppe, mit diesem für Japan beispiellosen Schritt die Profitabilität in Schlüsselbereichen künftig zu stärken. Der 1875 gegründete Konzern gehört zu den bekanntesten Namen der japanischen Wirtschaft. Der desaströse Ausflug in das US-Atomkraftgeschäft und ein Bilanzskandal hatten Toshiba jedoch Mitte des vergangenen Jahrzehnts an den Rand des Abgrunds gebracht.

Im Rahmen eines mittelfristigen Geschäftsplans soll der Bereich für Infrastruktur und Elektronikprodukte in separate Firmen ausgegliedert werden. Toshiba bliebe dann das Geschäft mit Halbleiterspeichern. Erst vor wenigen Tagen hatte auch der US-Industriekonzern General Electric (GE) mitgeteilt, sich ebenfalls in drei Unternehmen aufzuspalten. GE und Toshiba sind seit langem Partner und kooperieren in Bereichen wie Offshore-Windkraftanlagen. Bei General Electric sollen künftig Gesellschaften entstehen für die Luftfahrt, Medizin und ein weiteres Unternehmen, welches die Geschäfte rund um erneuerbare Energien, Energieerzeugung und Digitalisierung umfasst.

Mit der nun auch bei Toshiba geplanten Aufspaltung reagiert das japanische Unternehmenskonglomerat auf wachsende Forderungen seitens aktivistischer Aktionäre nach Transparenz und Effizienz. Im Juni hatte ein unabhängiges Untersuchungsgremium festgestellt, dass Manager von Toshiba mit dem Ministerium für Wirtschaft, Handel und Industrie kollaborierten, um ausländische Aktionäre daran zu hindern, durch Entsendung von Direktoren Einfluss auf den Vorstand auszuüben. Darauf mussten zwei Spitzen-Manager ihren Posten räumen. Konzernchef Satoshi Tsunakawa hatte zwar die Beziehung zum Ministerium damit gerechtfertigt, dass Toshibas Geschäfte bedeutsam für die nationale Sicherheit Japans seien. Toshiba sei allerdings "zu weit" gegangen.

Ausländische Aktionäre halten einen Großteil der Anteile an Toshiba. In einem am Freitag vorgelegten Bericht räumte der Konzern ein, dass Top-Manager wie der frühere Chef Nobuaki Kurumatani zwar durch das Kungeln mit dem mächtigen Industrieministerium gegen unternehmerische Ethik verstoßen, aber gegen keine Gesetze verstoßen hätten. Toshiba wird vorgeworfen, übermäßig abhängig vom Ministerium zu sein und exzessive Vorbehalte gegenüber ausländischen Investmentfonds zu haben. Kurumatani war im April abrupt im Zusammenhang mit internen Streitigkeiten wegen eines milliardenschweren Übernahmeangebots durch den britischen Finanzinvestor CVC Capital Partners zurückgetreten.

© SZ vom 13.11.2021 / dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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