Tchibo:Kaffee wird immer mehr zur Nebensache

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Für den Hamburger Röster wird es immer aufwändiger, auf dem heiß umkämpften Kaffee-Markt die Oberhand zu behalten. Dafür gewinnt das Geschäft mit Gebrauchsartikeln immer mehr an Bedeutung.

Meite Thiede

Der Tchibo-Vorstand sieht im Geschäft mit Gebrauchsartikeln in Deutschland noch erhebliches Wachstumspotenzial und will weitere Marktanteile erobern. Trotz sinkender Konsumausgaben und schwierigen Einzelhandels-Umfeldes in Deutschland rechnet Tchibo 2006 mit steigenden Umsätzen und Erträgen.

Für Tchibo wird es immer aufwändiger, auf dem heiß umkämpften Röstkaffee-Markt in Deutschland die Position des Marktführers zu behalten. Im vergangenen Jahr musste der Hamburger Kaffeeröster einen Prozentpunkt Marktanteil abgeben und erreichte nach eigenen Angaben nur noch 28 Prozent, gerechnet nach dem Wert.

Trotzdem konnten die Konkurrenten allerdings auf Abstand gehalten werden: Jacobs kam nach den Tchibo-Zahlen auf 19 und Melitta auf zwölf Prozent Marktanteil.

Neben dem Kaffee gewinnt das Geschäft mit Gebrauchsartikeln immer mehr an Bedeutung für Tchibo. Wie viel Anteil die Sparte tatsächlich am Gesamtgeschäft hat, dies wollte Vorstandschef Dieter Ammer bei Vorlage des Jahresberichts nicht sagen.

Doch die Sparte ist längst kein Nebenschauplatz mehr. Nach früheren Angaben des Managements steuerten die Gebrauchsgüter zum Beispiel 2004 - einem besonders schlechten Kaffee-Jahr - 50 Prozent zum Umsatz und 80 Prozent zum Ergebnis bei. Die Marke Tchibo sei beim Verbraucher vom Kaffee geprägt, begründete Ammer jetzt die Schweigsamkeit.

Restposten und Retouren

Tchibo verfügt in Deutschland über etwa 1200 Filialen und 50000 Depots. Dieses Netz soll nicht mehr wachsen, sagte Ammer. Trotz der starken Vertriebsstellung sei es aber nötig, den Kunden jede Woche wieder neu zu gewinnen.

Deshalb biete Tchibo seit 2005 jede Woche ein neues Sortiment mit Aktionswaren an. Der Markt sei in Deutschland so groß, dass Tchibo nur einen Marktanteil im einstelligen Bereich habe. Ammer sieht jedoch erhebliches Wachstumspotenzial - sowohl für den Markt als auch für Tchibo. Er rechnet damit, dass sich der Wettbewerb noch verschärft.

Konkurrenten sind vor allem die Discounter Aldi und Lidl. Strategie von Tchibo sei es nicht, "beliebige Ware im Schütt-Verfahren" anzubieten und "den Verbraucher nur über den Preis" zu holen, sagte er. Bei wachsendem Geschäft und immer schnellerem Sortimentswechsel häufen sich auch die Restposten und Retouren. Tchibo verfügt inzwischen über 22 Restposten-Läden. Wie viel der Ware dort angeboten wird, wollte Ammer nicht sagen. Der Anteil habe "ganz leicht zugenommen".

Im vergangenen Jahr hat Tchibo den Nettoumsatz im Kaffee- und Gebrauchsartikelgeschäft um sechs Prozent auf vier Milliarden Euro gesteigert und das Ergebnis vor Steuern und Zinsen (Ebit) um 17 Prozent auf 380 Millionen Euro.

Zu dem überproportionalen Ertragsanstieg hatten eine Preiserhöhung und sinkende Verwaltungskosten beigetragen, sagte Ammer. Im ersten Quartal 2006 stieg der Umsatz um 6,7 Prozent auf 920Millionen Euro, während der Jahresüberschuss um 1,9 Prozent auf 54 Millionen Euro zulegte.

Nach Vorstandsangaben ist das erste Quartal aber traditionell nicht aussagekräftig für den Verlauf des Gesamtjahres. Dort erwartet er ein nicht weiter konkretisiertes Wachstum.

Das Auslandsgeschäft machte im vorigen Jahr 22 Prozent aus und soll ausgebaut werden. Während das Vertriebsnetz in Deutschland stabil bleiben soll, sind weitere Filialen vor allem in Polen und Großbritannien geplant. In Osteuropa seien auch kleinere Zukäufe, zum Beispiel in Marken, denkbar, sagte Ammer.

Der Tchibo-Konzern hat im vergangenen Jahr den Umsatz um 5,5 Prozent auf 6,79 Milliarden Euro und das Ebit um 13,2 Prozent auf 868 Millionen Euro gesteigert. Neben dem Kaffeegeschäft ist darin die voll konsolidierte Beteiligung von 50,46 Prozent an der Beiersdorf AG enthalten.

Gern würde der Beiersdorf-Konzern zukaufen, aber "was auf den Tisch kommt, ist nicht spannend", sagte Ammer, der dort Vorsitzender des Aufsichtsrates ist. Im Kosmetikgeschäft leide Beiersdorf unter der Konkurrenz der Handelsmarken. (Firmen des Tages)

© SZ vom 23.5.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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