Tchibo:Herz-Geschwister besiegeln Trennung

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Die heftig zerstrittene Eigentümerfamilie der Tchibo Holding AG hat sich am Montag auf eine neue Aktionärsstruktur geeinigt.

Von Meite Thiede

(SZ vom 19.08.03) - Nach Ausschüttung einer milliardenschweren Dividende verkaufen Günter und Daniela Herz ihre Anteile an ihre Brüder Michael und Wolfgang sowie die Mutter Ingeburg.

Qualitätskontrolle bei Tchibo. (Foto: Foto: dpa)

In monatelangen Verhandlungen hatten die Juristen der im Streit liegenden Hamburger Herz-Familie bereits alle Details für die künftige Eigentümerstruktur der Tchibo-Holding vorbereitet.

Trotzdem zog sich die Hauptversammlung am Montag länger als erwartet hin und dauerte am Abend noch an. Nach Informationen unternehmensnaher Kreise haben sich die Aktionäre aber darauf geeinigt, künftig getrennte Wege zu gehen.

Demnach wurde die Ausschüttung einer Dividende von rund 4,3 Milliarden Euro beschlossen. Unmittelbar nach der Ausschüttung werden Michael und Wolfgang Herz sowie die Mutter Ingeburg Herz sämtliche 40 Prozent der Aktien erwerben, die der frühere Vorstandschef Günter Herz, die Schwester Daniela sowie der Hamburger Wirtschaftsprüfer Otto Gellert gemeinsam halten. Der fünfte Bruder Joachim erhält zwar ebenfalls Dividende, nutzt diese aber nicht zur Reinvestition in Tchibo, heißt es.

Nach dieser Transaktion besitzt Joachim nach wie vor rund 15 Prozent von Tchibo, die übrigen Familienmitglieder kommen auf rund 85 Prozent.

Der Preis für die Beendigung des schon seit Jahrzehnten bestehenden Familienzwistes ist eine erhebliche Substanzschwächung des Tchibo-Konzerns.

Üppiges Liquiditätspolster

Das Unternehmen hatte durch den Verkauf des Zigarettenkonzerns Reemtsma ein üppiges Liquiditätspolster von 5,5 Milliarden Euro aufgebaut.

Die Familie konnte sich jedoch nicht darauf einigen, dieses Geld zur Aufstockung der Beteiligung an Beiersdorf von derzeit 30 Prozent zu verwenden. Die Allianz, mit rund 44 Prozent Mehrheitsaktionär bei Beiersdorf, gilt als verkaufswillig und hat bereits bei diversen Konzernen angefragt.

Zwischen Tchibo und Allianz sind die Verhandlungen allerdings dem vernehmen nach nie weit gediehen. Angeblich spielen dabei die unterschiedlichen Preisvorstellungen eine entscheidende Rolle.

Die jetzt beschlossene Trennung bedeutet aber nicht, dass Tchibo das Thema Beiersdorf nun zu den Akten legt. Nach wie vor gilt es als vorstellbar, dass Tchibo und Günter Herz im Falle einer Aufstockung "ihre Kräfte bündeln".

Auch aus eigener Kraft solvent

Außerdem weisen Unternehmenskenner darauf hin, dass Tchibo auch aus eigenen Kräften in der Lage wäre, ein größeres Beiersdorf-Paket zu erwerben. Zudem sei Tchibo mit der 30-Prozent-Beteiligung an Beiersdorf bereits ein Aktionär, an dem kein potenzieller Erwerber vorbei könnte.

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