Tchibo:Auf dem Schrottplatz

Tchibo hat plötzlich Probleme mit seinem Gebrauchsartikel-Geschäft. Schuld sind für den Kaffeeröster natürlich die Aldis der Branche, die ihre Ware noch aggressiver verkaufen. Aber warum hat sich Tchibo mit den Discountern denn freiwillig auf eine Stufe gestellt?

Meite Thiede

Gelegentlich kann das bei Managern ganz schnell gehen mit einem Kurswechsel. Hatte Tchibo-Chef Dieter Ammer vor vier Monaten noch von dem riesigen Wachstumspotenzial geschwärmt, das der Markt für Gebrauchsartikel in Deutschland bietet, so heißt es nun plötzlich, Umsatz - und auch Ergebnis - werden erstmal zwei Jahre lang schrumpfen. Wäre Tchibo an der Börse, hätte das einen netten Kurssturz gegeben.

Es sieht so aus, als habe sich der Hamburger Kaffeeröster in den vergangenen Jahren gründlich verrannt. Da der Kaffee zu den hohen Tchibo-Preisen immer schwerer an den Mann und die Frau zu bringen war, wurde das Gebrauchsartikel-Geschäft ungestüm ausgeweitet.

In der Masse untergegangen

Das Kultige, das die Marke für viele Fans bekommen hatte, ging in dieser Masse natürlich ganz schnell verloren. Jetzt sitzt das Unternehmen auf einem Berg von Restposten, den Ammer verramschen oder sogar ,,verschrotten'' will.

So läuft das eben, wenn man versucht, eine schwächelnde Sparte durch übertriebene Expansion einer anderen zu beatmen. Schuld sind für Ammer natürlich die anderen, die Aldis dieser Branche, die ihre Ware so aggressiv verkaufen, dass Tchibo nicht mehr dagegen ankommt.

Aber warum hat sich der Kaffeeröster mit den Discountern denn freiwillig auf eine Stufe gestellt?

© SZ vom 30.09.06 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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