Tarifverhandlungen vertagt:"Es geht um die Zukunft der Bahn"

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Warten auf den Durchbruch: Im Tarifkonflikt bei der Bahn wollen der Konzern und die Gewerkschaften Transnet und GDBA heute Vormittag erneut zusammenkommen. In der Nacht hatten beide Seiten in zehnstündigen Verhandlungen in Berlin keine Einigung erzielt. Es soll aber Fortschritte gegeben haben.

Die Bahn hatte in der fünften Verhandlungsrunde ein neues Angebot für die 134.000 Beschäftigten vorgelegt. Die Gewerkschaften bezeichneten es jedoch als "weder diskussions- noch abschlussfähig". Wie aus Verhandlungskreisen verlautete bietet die Arbeitgeberseite nun ein Einkommensplus von 3,9 Prozent. Bisher hatte der Konzern angeboten, die Einkommen um 3,4 Prozent anzuheben.

Bahnchef Hartmut Mehdorn sagte nach der Unterbrechung der Gespräche, es seien Fortschritte gemacht worden. Es gebe aber noch "Denkpunkte", die beide Seiten weiter beraten müssten. Er hoffe, dass im Verlauf des Montags der Rest zu schaffen sei. "Es ist nicht einfach, es geht um viel Geld, es geht um die Zukunft der Bahn."

Der Transnet-Vorsitzende Norbert Hansen sagte, es mache keinen Sinn, wenn die Annäherung nur in Millimeterschritten stattfinde. Es sei die klare Erwartung, dass am Montag ein abschlussfähiges Angebot vorgelegt werden müsse. Die Tarifkommission habe einen Zielkorridor dafür festgelegt. Falls dieser nicht erreicht werde, würden die Verhandlungen nicht lange weitergehen, sondern abgebrochen.

Neue Warnstreiks möglich

"Wir erwarten, dass der Arbeitgeber die verbleibende Zeit nutzt", sagte der GDBA-Vorsitzende Klaus-Dieter Hommel. Über das weitere Vorgehen und mögliche neue Warnstreiks werde die Tarifkommission entscheiden.

Die Gewerkschaften hatten zu Gesprächsbeginn am Sonntagnachmittag ein deutlich verbessertes Angebot verlangt, das näher an der eigenen Forderung von sieben Prozent mehr Geld liegen müsse. Bahnchef Mehdorn hatte indes betont, ein Abschluss müsse zur Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit für das Unternehmen verträglich sein.

Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) nahm nicht an den Verhandlungen teil. Eine Sprecherin bekräftigte am Sonntag, dass mögliche Arbeitsniederlegungen mit 24 Stunden Vorlauf angekündigt würden. Im Berufsverkehr am Montagmorgen müssen Pendler demnach nicht mit Behinderungen rechnen.

Details zu möglichen Aktionen in dieser Woche nannte die Sprecherin nicht. Die kleinste der Gewerkschaften kommt an diesem Freitag zu einem Gespräch mit dem Konzern zusammen. Sie verlangt für die etwa 32.000 Lokführer, Zugbegleiter und Mitarbeiter der Speisewagen bis zu 31 Prozent höhere Bezüge und einen gesonderten Tarifvertrag. Die Bahn lehnt dies ab.

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