Tarifstreit:Telekom und Verdi einigen sich - 50.000 Mitarbeiter werden zum 1. Juli ausgelagert

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Nach monatelangem Tauziehen und mehrwöchigen Streiks haben die Deutsche Telekom und die Gewerkschaft Verdi ihren Tarifstreit beigelegt. 50.000 Stellen werden in eigenständige Service-Gesellschaften ausgelagert.

Bei den Verhandlungen im rheinland-pfälzischen Bad Neuenahr einigten sich sich die Tarifpartner am Mittwoch auf eine Kompromisslösung.

Das Einkommensniveau sinke um 6,5 Prozent, sagte Verdi-Verhandlungsführer Lothar Schröder am Mittwochmorgen.

Zugleich werde die wöchentliche Arbeitszeit um 4 auf 38 Stunden ohne Lohnausgleich erhöht, wie Personalvorstand Thomas Sattelberger mitteilte. Der Kündigungsschutz soll bis Ende 2012 fortgeführt werden. Der Samstag soll zu einem Kundendienst-Tag werden, was für die Beschäftigten bedeutet, dass die Regelarbeitszeit eingeführt wird.

Zunächst deutlich höhere Einbußen gefordert

Um den massiven Umbau hatte es ein monatelanges Tauziehen und wochenlange Streiks gegeben. Die Telekom hatte zunächst deutlich höhere Einbußen beim Einkommen gefordert.

Die Lohnabsenkung solle "sozialverträglich abgefedert werden", sagte Sattelberger. Für die Service-Einheiten solle ein Verkaufsschutz zunächst bis 2010 gelten.

"Wir haben den finanziellen Zielkorridor unseres Sparprogramms ordentlich getroffen", sagte Sattelberger. Eine halbe Stunde der Mehrarbeit ist für Qualifizierung vorgesehen.

Kräftiger Produktivitätszuwachs erwartet

Von den verbleibenden 3,5 Stunden erwartet sich die Telekom laut Sattelberger "einen kräftigen Produktivitätszuwachs". Die Einigung spart dem Konzern nach eigenen Angaben Kosten im dreistelligen Millionenbereich.

Die Reduzierung der Gehälter soll aus Mitteln eines eigens dafür gebildeten Topfes, ähnlich einem Sozialplan, über einen Zeitraum von 42 Monaten stufenweise sozialverträglich abgefedert werden. Die Einstiegsgehälter werden gesenkt und liegen künftig zwischen 21.400 und 23.200 Euro pro Jahr.

Die Einigung wurde in der Nacht zum Mittwoch kurz vor 04.00 Uhr erzielt. Schröder sprach von einem Kompromiss, "der gewiss nicht leicht fällt".

Die Telekom will bereits zum 1. Juli 50.000 Mitarbeiter in drei Service-Gesellschaften ausgliedern. Hierdurch sollen Kosten in Höhe von 500 Millionen bis 900 Millionen eingespart und der Service des Unternehmens verbessert werden.

Große Tarifkommission tritt zusammen

Am Nachmittag tritt in Köln die Große Tarifkommission von Verdi zusammen, um über die erzielte Lösung zu beraten. Abschließend werden die Verdi-Mitglieder in der kommenden Woche in einer Urabstimmung befragt.

Seit mehr als fünf Wochen streikten täglich bis zu 16.000 betroffene Telekom-Mitarbeiter gegen den Stellenumbau. Die Arbeitsniederlegungen wurden inzwischen heruntergefahren und sollen an diesem Freitag ganz eingestellt werden.

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