Tarifstreit:Große Streiks im öffentlichen Dienst

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Seit 1945 gab es im öffentlichen Dienst in Deutschland drei große Arbeitskämpfe - den letzten vor zwei Jahren.

Deutschland steht vor einer neuen Streikwelle im Öffentlichen Dienst. Erste Warnstreiks könnte es bereits in den nächsten Tagen geben.

Ein Überblick über die großen Tarifauseinandersetzungen im Öffentlichen Dienst seit dem Zweiten Weltkrieg.

2006: Streik der Nadelstiche

Die Länder waren aus dem Tarifverbund ausgestiegen. Der neue Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst (TVöD) galt nur für Bund und Kommunen. Um auch mit den Ländern einen Tarifvertrag zu erreichen, griffen die Gewerkschaften zum Mittel des Streiks, der am 6. Februar begann.

Parallel zum Streit mit den Ländern kam es zu Arbeitskämpfen in den Kommunen. Die kommunalen Arbeitgeber in Baden-Württemberg, Hamburg und Niedersachsen hatten die Arbeitszeitregelung des gerade geschlossenen TVöD gekündigt, um die 40-Stunden-Woche durchzusetzen.

Anders als 1992 und 1974 erfasste der Ausstand nicht alle Bereiche des öffentlichen Dienstes. Am 19. Mai kam es zum Kompromiss. Die Gewerkschaft ver.di und die Tarifunion des Beamtenbundes dbb einigten sich mit der Tarifgemeinschaft deutscher Länder (TdL) auf einen neuen Tarifvertrag, der aber nicht für Berlin und Hessen gilt. Beide Länder gehören nicht mehr der TdL an.

1992: Der härteste Tarifstreit im öffentlichen Dienst

Vor 16 Jahren standen im öffentlichen Dienst buchstäblich alle Räder still. Auf dem Höhepunkt des bislang härtesten Arbeitskampfes waren zeitweilig mehr als 330.000 Arbeiter und Angestellte im Ausstand.

Die inzwischen in ver.di aufgegangene Gewerkschaft Öffentlicher Dienst, Transport und Verkehr (ÖTV) mit Monika Wulf- Mathies an der Spitze war mit der Forderung nach 9,5 Prozent mehr Einkommen und einem Zuschlag auf das Urlaubsgeld von 550 Mark in die Tarifverhandlungen gegangen.

Mitte Mai endete der Streik mit einer Schlappe für die ÖTV. Bei einer Urabstimmung stimmten nur 44,1 Prozent für den Tarifabschluss von 5,4 Prozent plus Sonderzahlungen. Der ÖTV-Vorstand nahm dennoch den Kompromiss an, was die Satzung erlaubte.

1974: Mehr als 200.000 streikten

Der damalige ÖTV-Chef Heinz Kluncker hatte 1974 den bis dahin heftigsten Streik im öffentlichen Dienst durchgestanden. Die Gewerkschaften waren mit Einkommensforderung von 14 beziehungsweise 15 Prozent in die zunächst gescheiterten Tarifverhandlungen gegangen.

Auf dem Höhepunkt des Streiks, der Mitte Februar nur vier Tage dauerte, waren 210 000 im Ausstand. Der Nahverkehr stand, die Müllabfuhr fuhr nicht mehr. Sogar Bundespräsident Gustav Heinemann schaltete sich ein.

Gewerkschaften und Arbeitgeber einigten sich am 13. Februar auf Einkommensverbesserungen von 11 Prozent - mindestens aber 170 Mark.

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