An den Warnstreiks ab Mitternacht beteiligten sich rund 1.500 in Hannover, ebenfalls 1.500 in Kassel und 1.000 in Braunschweig, wie IG-Metall-Sprecher Jörg Köther mitteilte. Die Arbeitsniederlegungen dauerten nach seinen Angaben etwa eine Stunde. Sie wurde genutzt, die Belegschaft über den letzten Stand der Tarifverhandlungen zu informieren.
Diese waren am Donnerstagabend nach 12 Stunden zu Ende gegangen und auf kommenden Montag vertagt. "Es ist sehr verhärtet, wir sehen zurzeit keine Lösung", sagte IG-Metall-Verhandlungsführer Hartmut Meine danach. Volkswagen-Verhandlungsführer Josef-Fidelis Senn erklärte, es habe wenigstens eine Annäherung bei den VW-Vorschlägen zur Arbeitszeit im Alter gegeben.
Meine forderte VW auf, am Montag neue Vorschläge vorzulegen. Zu der laut Meine von VW geforderten mehrjährigen Nullrunde sagte er: "Das wird die IG Metall niemals machen." Fortschritte gebe es dagegen beim Thema Sicherung der Arbeitsplätze. Allerdings sei der von VW dafür verlangte Preis zu hoch.
VW braucht einen großen Schritt
Die IG Metall fordert, dass VW die 103.000 Jobs in den sechs westdeutschen Werken im Tarifvertrag garantiert. Meine kündigte an, dass die Warnstreiks am Montag fortgesetzt würden.
VW-Chefverhandler Senn erklärte, VW habe sein Angebot zur Jobsicherung genauer erläutert. Er warf der IG Metall vor, sich zu langsam zu bewegen: "Was Volkswagen jetzt braucht, ist ein großer Schritt zur Kostenentlastung seiner deutschen Standorte."
Der stellvertretende Betriebsratschef Bernd Osterloh drohte damit, dass die VW-Vertreter im Aufsichtsrat bei der Sitzung am 12. November die Investitionspläne ablehnen würden, falls es keine Einigung gebe. Meine bereitete die VW-Arbeiter am Abend in einer kurzen Ansprache vor mehreren hundert Fackelträgern darauf vor, dass es kein großartiges finanzielles Ergebnis der Tarifrunde geben werde. Er erinnerte daran, wie wichtig die Sicherung der 103.000 Jobs sei.
Vorschläge für den Misthaufen
Laut Meine schlug VW am Donnerstag vor, die Beschäftigten sollten für lange Jahre ihr heutiges Einkommen festgeschrieben bekommen. "Solche Forderungen gehören nicht auf den Verhandlungstisch, sie gehören auf den Misthaufen", sagte er.
Die Pläne würden jeden Arbeiter 10.000 Euro im Jahr kosten. VW sprach zum ersten Mal davon, dass nur die "Grundeinkommen" der jetzigen Mitarbeiter festgeschrieben werden sollten, nicht aber Zulagen oder Boni.
VW will die Arbeitskosten bis 2011 um 30 Prozent oder zwei Milliarden Euro senken. Dazu hat der Konzern ein Sieben-Punkte-Programm vorgelegt, das unter anderem zwei Jahre ohne Lohnerhöhungen vorsieht sowie niedrigere Einstiegsgehälter.
Im Gegenzug verspricht der Konzern, dass in Deutschland keine Jobs abgebaut werden. Der jüngste IG-Metall-Vorschlag sieht vor, dass bei 26 Monaten Laufzeit im ersten Jahr 2,2 Prozent und im zweiten 2,7 Prozent mehr Geld bezahlt werden.