Tarifstreit bei der Telekom:Verdi bestreitet Interessenkonflikt

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Im Tarifstreit bei der Deutschen Telekom verwahrt sich Streikleiter Ado Wilhelm gegen jede Kritik an der Doppelfunktion des Verdi-Verhandlungsführers Lothar Schröder. Auch wenn Schröder Telekom-Aufsichtsrat sei, bestehe kein Interessenkonflikt.

Die Mitarbeiter der Telekom streiken weiter. "Am Donnerstag beteiligen sich bundesweit wieder 15.000 Beschäftigte an dem Arbeitskampf", sagte der Streikleiter Ado Wilhelm der Süddeutschen Zeitung.

Für den Beginn der sechsten Streikwoche am Freitag kündigte er eine Reduzierung an, dann sollen 10.000 Beschäftigte ihre Arbeit niederlegen. Angesichts der Wut der Beschäftigten sei es schwierig, die Streiks zurückzufahren, sagte Wilhelm.

50.000 Beschäftigten will die Telekom in den neuen Bereich T-Service verlagern. Dort sollen sie für weniger Geld länger arbeiten. Die Streik-Aktionen haben den Betriebsablauf bei der Telekom erheblich gestört.

Verhandlungen in Bad Neuenahr

Unterhändler der Gewerkschaft und der Telekom verhandeln seit Mittwoch im rheinland-pfälzischen Bad Neuenahr über die Tarifkonditionen für die rund 50.000 Mitarbeiter. Sie werden am Donnerstagmittag die Verhandlungen fortsetzen.

Weil Telekom und Gewerkschaft in vielen zentralen Fragen noch auseinander liegen ist eine gesichtswahrende Lösung schwierig.

Mit einer schnellen Einigung sei nicht zu rechnen, sagt Wilhelm. Allerdings haben die Arbeitnehmer durch die Streiks schon einiges erreicht. So pocht die Telekom nun nur noch auch neun Prozent Lohnkürzung und vier Stunden längere Arbeitszeiten, anfangs waren es zwölf Prozent weniger und sechs Stunden Mehrarbeit. Laufen die Geschäft gut, dann sollen die Beschäftigten zudem Bonuszahlungen erhalten.

30 bis 40 Details zu klären

Verdi sperrt sich bislang gegen Lohnkürzungen. Darüber hinaus gibt es viele Details zu klären. Hier reden wir über 30 bis 40 Punkte, sagte Wilhelm, beispielsweise Rentenansprüche.

Eine Einigung sei nicht vor dem Wochenende möglich, hieß es aus Verhandlungskreisen.

Deutlich wies Wilhelm die Kritik an der Doppelfunktion von Gewerkschaftsmitgliedern als Streikverantwortliche und Aufsichtsratsfunktionen zurück.

Interessen der Arbeitnehmer

Bei der Betrachtung des Unternehmenswohls müssten selbstverständlich neben den Kapitalinteressen auch die Interessen der Arbeitnehmer berücksichtigt werden. Über rechtliche Konsequenzen mache sich deswegen niemand bei Verdi einen Kopf sagte Wilhelm, der nicht nur Streikführer sondern ebenfalls stellvertretender Aufsichtsratschef bei T-Mobil ist.

Kritisch geäußert hatte sich der Jurist Marcus Lutter, er hatte auf einen Interessenkonflikt bei dem Verhandlungsführer von Verdi im Telekomkonflikt verwiesen. Lothar Schröder sei als Verhandlungsleiter den Streikenden verpflichtet, als stellvertretender Telekom-Aufsichtsratschef den Unternehmensinteressen. Wilhelm sieht in den Aussagen des Juristen einen Angriff auf die Mitbestimmungsrechte der Arbeitnehmer in Deutschland.

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