Tariflöhne:Drei Prozent mehr

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Auf zum nächsten Warnstreik. (Foto: Daniel Reinhardt/dpa)

Im Durchschnitt fielen die Lohnerhöhungen im vergangenen Jahr deutlich höher aus.

Die Tarifbeschäftigten in Deutschland haben sich im fast abgelaufenen Jahr über kräftige Einkommenssteigerungen freuen können. Ihre tariflich vereinbarten Einkünfte stiegen im Schnitt um 3,0 Prozent, wie eine am Montag vorgestellte Analyse der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung zeigt. Die Tariferhöhungen fielen demnach 2018 deutlich stärker aus als in den beiden Vorjahren, in denen die Vergütungen um jeweils 2,4 Prozent zugelegt hatten.

Bei einem zu erwartenden Anstieg der Verbraucherpreise um 1,9 Prozent ergebe sich ein Reallohnzuwachs von rund 1,1 Prozent, erklärten die Studienautoren. Die Beschäftigten hätten in der Folge mehr Geld für den privaten Konsum zur Verfügung und stützten das Wachstum. Für das kommende Jahr sind ebenfalls bereits Lohnerhöhungen vereinbart in einer Spanne zwischen 2,0 und 3,6 Prozent. Viel Aufmerksamkeit ziehen gerade die Streiks der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) auf sich.

2018 spielten tarifliche Vereinbarungen zur Arbeitszeit eine größere Rolle als zuvor, etwa in der Metall- und Elektroindustrie sowie bei der Deutschen Post AG. Vereinbart wurden neue Möglichkeiten der individuellen Arbeitszeitverkürzung sowie Wahloptionen, bei denen die Beschäftigten zwischen mehr Geld oder zusätzlichen freien Tagen wählen können. Der Leiter des Böckler-WSI-Tarifarchivs, Thorsten Schulten, sieht darin eine "Renaissance der tariflichen Arbeitszeitpolitik", die sich künftig fortsetzen werde.

Zwischen den Abschlüssen in den einzelnen Branchen gab es deutliche Unterschiede. Die Spannweite der aufs Kalenderjahr bezogenen Erhöhungen reichte von 2,2 Prozent mehr Geld für Beschäftigte der Energiewirtschaft Nordrhein-Westfalen bis zu 6,6 Prozent im ostdeutschen Bauhauptgewerbe. Im öffentlichen Dienst des Bundes und der Gemeinden gab es für einige niedrige Lohngruppen mehr als für die anderen Beschäftigten.

Die guten Daten vom Arbeitsmarkt haben auch Auswirkungen auf den Haushalt der Bundesagentur für Arbeit. "Obwohl durch die Beitragssatzsenkung rund sechs Milliarden Euro weniger eingenommen werden, steht weiterhin ausreichend Geld für die Finanzierung von Fördermaßnahmen in der Arbeitslosenversicherung zur Verfügung", sagte die Finanzvorständin der Bundesagentur, Valerie Holsboer. Für Arbeitslosengeld II hat die Bundesagentur im kommenden Jahr 20,6 Milliarden Euro an Ausgaben in den Haushalt eingestellt. Weitere rund fünf Milliarden Euro fließen in sogenannte Eingliederungsleistungen.

© SZ vom 11.12.2018 / SZ/DPA - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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