Tarifkonflikt der Lokführer:Erstes Vermittlungsgespräch ohne Ergebnis

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Erstmals nach Wochen haben sich Bahn-Chef Mehdorn und GDL-Chef Schell wieder an einen Tisch gesetzt. Ein Kompromiss ist noch in weiter Ferne — auch wenn nun die Vermittler Biedenkopf und Geißler eingeschaltet sind.

Im Tarifstreit bei der Bahn hat die erste Vermittlungsrunde bis zum Montagabend keine greifbaren Ergebnisse gebracht. Die als Vermittler eingeschalteten früheren CDU-Spitzenpolitiker Heiner Geißler und Kurt Biedenkopf hatten sich in einem Frankfurter Hotel mit den Spitzen der Bahn und der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) getroffen.

Über die Inhalte der Gespräche und den weiteren Zeitplan wurde nach Angaben beider Seiten Stillschweigen vereinbart.

Schon zu Beginn des Treffens am Nachmittag waren die Erwartungen gebremst worden: Es sei "unrealistisch, heute mit einem Durchbruch zu rechnen", hatte ein GDL-Sprecher gesagt.

Befristeter Verzicht auf Streiks

Biedenkopf wollte in einer Gesprächspause nichts zum Stand der Dinge sagen. Solange die Vermittlungsbemühungen laufen, verzichtet die GDL auf Streiks, mindestens jedoch bis 27. August. Das hatten beide Seiten am Freitag in einem Kompromiss vor dem Nürnberger Arbeitsgericht vereinbart.

Knapp vier Wochen nach dem Scheitern der Tarifverhandlungen am 19. Juli setzten sich Bahnchef Hartmut Mehdorn und sein Kontrahent, der GDL-Vorsitzende Manfred Schell, in Frankfurt wieder an einen Tisch.

An der Sondierung beteiligten sich außer den beiden Moderatoren sechs Spitzenvertreter beider Seiten, darunter bei der Bahn Personalvorstand Margret Suckale und Verhandlungsführer Werner Bayreuther. Gewerkschaftschef Schell wurde von seinem Stellvertreter Claus Weselsky begleitet.

Der Gewerkschaftssprecher sagte, eine Mediation könne nicht innerhalb weniger Stunden einen Tarifkonflikt lösen, der schon seit Wochen schwele. Dazu seien mehrere Gespräche nötig. Am ersten Tag sollten lediglich die Positionen ausgetauscht werden, möglicherweise werde man einen Zeitplan für weitere Treffen vereinbaren.

Noch weit auseinander

In der Sache sind beide Seiten noch weit auseinander. Die GDL fordert einen eigenen Tarifvertrag für ihre Mitglieder und 31 Prozent höhere Einkommen. Auf den gesonderten Tarifvertrag will sie nicht verzichten, über die Einkommensforderung aber mit sich reden lassen.

Die Bahn lehnt einen separaten Tarifvertrag mit der Begründung ab, die Belegschaft nicht in zwei Klassen spalten zu wollen.

Eine Vermittlungsaktion wie jetzt bei der Bahn wird nach Ansicht des Bundesverbandes Mediation die Ausnahme bleiben. "Es gibt unter den Tarifpartnern eine ausgeklügelte Verhandlungskultur. Eigentlich sollte man da die Mediation nicht brauchen", sagte Verbandschef Wilfried Kerntke in Kassel.

In Einzelfällen könne die Mediation aber der beste Weg sein: "Es wird ein Kompromiss gefunden, der beide Partner das Gesicht wahren lässt und dafür sorgt, dass man auch weiter miteinander umgehen kann." Zudem sei eine Mediation "für beide Seiten kostengünstiger als jeder Streik".

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