Tarife:Mehr Lohn in Chemiebranche

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600000 Beschäftigte im drittgrößten deutschen Industriezweig erhalten 4,6 Prozent mehr Geld. Über die Arbeitszeit wird noch geredet.

Tarifabschluss in der Chemiebranche: Die 580 000 Beschäftigten bekommen im Schnitt 4,6 Prozent mehr Lohn. Darauf einigten sich Arbeitgeber und die Gewerkschaft IG BCE am Donnerstag in Wiesbaden nach zweitägigen Verhandlungen. Die Einigung sieht Entgeltsteigerungen von 3,6 Prozent vor. Das Urlaubsgeld für Vollzeitbeschäftigte soll auf 1200 Euro verdoppelt werden, für Schichtarbeiter auf 1320 Euro.

Das Gesamtvolumen der Einkommensverbesserungen liegt damit im Schnitt bei 4,6 Prozent. Die Laufzeit des neuen Tarifvertrages beträgt 15 Monate. Gewerkschaft und Arbeitgeber einigten sich zudem darauf, bis zur nächsten Tarifrunde Instrumente für mehr Arbeitszeitsouveränität zu schaffen. "Dazu gehört auch die Wahloption Zeit statt Geld", erklärte IG-BCE-Verhandlungsführer Ralf Sikorski.

Die Chemiebranche mit 1900 Betrieben ist Deutschlands drittgrößter Industriezweig nach der Automobilindustrie und dem Maschinenbau. Die IG BCE wollte sechs Prozent mehr Lohn mit einer Laufzeit von zwölf Monaten durchsetzen und forderte zudem eine Verdoppelung des Urlaubsgeldes sowie bessere Arbeitsbedingungen. Wie in der Metall- und Elektroindustrie sollten die Beschäftigten über die Gestaltung der Arbeitszeit mitbestimmen.

"Diese Einigung ist ein tragfähiger Kompromiss, der harte Verhandlungen zu einem vernünftigen Ende führt", sagte der Präsident des Bundesarbeitgeberverbands BAVC, Kai Beckmann. Das Thema Arbeitszeit war einer der Knackpunkte der Tarifrunde. Gewerkschaft und Arbeitgeber vereinbarten nun, unverzüglich Gespräche über eine Modernisierung der Arbeitsbedingungen mit Blick auf Arbeitszeitsouveränität und Arbeitsvolumen aufzunehmen, die bis Ende der Laufzeit Ergebnisse liefern sollen. "Wir nehmen uns die Zeit, die wir brauchen, und verfolgen ein gemeinsames Ziel: mehr Flexibilität für Unternehmen und Beschäftigte und damit eine höhere Attraktivität für unsere Branche insgesamt", erklärte BAVC-Verhandlungsführer Georg Müller. Teil der anstehenden Gespräche sind etwa die Umwandlung des tariflichen Urlaubsgelds in zusätzliche freie Tage, mobiles Arbeiten oder auch eine an die Lebensphasen der Beschäftigten orientierte Arbeitszeit.

Die Tarifeinigung sieht vor, dass die ersten beiden Monate der Laufzeit mit einer Einmalzahlung von 280 Euro abgegolten werden. Davon können Unternehmen in besonderen wirtschaftlichen Schwierigkeiten ausgenommen werden. In der letzten Tarifauseinandersetzung 2016 hatten sich Arbeitgeber und IG BCE auf eine Entgelterhöhung in zwei Stufen um insgesamt 5,3 Prozent verständigt.

© SZ vom 21.09.2018 / Reuters - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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