Tarifbindung:Belohnung für Gewerkschafter

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DGB-Chef Reiner Hoffmann fordert Boni oder freie Tage, weil organisierte Beschäftigte für alle Mitarbeiter eines Unternehmens höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen erkämpfen, nicht nur für Mitglieder.

Angesichts des nachlassenden Schutzes von Arbeitnehmern durch Tarifverträge fordert der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) Boni für Gewerkschaftsmitglieder. Beschäftigte sollten belohnt werden, wenn sie durch ihre Mitgliedschaft in einer Gewerkschaft zur Tarifbindung beitragen, sagte der DGB-Vorsitzende Reiner Hoffmann der Nachrichtenagentur dpa. Er betonte: "Angesichts der allgemeinen Verunsicherung von Arbeitnehmern und den Menschen in Deutschland insgesamt ist es höchste Zeit, endlich mehr Tarifbindung in den Unternehmen zu erreichen." Hoffmann sagte, wenn in einem Betrieb zum Beispiel 40 Prozent der Mitarbeiter in einer Gewerkschaft organisiert seien, sorgten diese für bessere Bedingungen und höhere Löhne für alle. Er erinnerte daran, dass Gewerkschaftsmitglieder ein Prozent ihres Bruttolohns als Beitrag zahlen. Der Beitrag ist von der Steuer absetzbar.

"Mitarbeiter sollten per Tarifvertrag belohnt werden, wenn sie Gewerkschaftsmitglied sind und somit dazu beitragen, dass die Tarifbindung gestärkt und der soziale Frieden erhalten bleibt", forderte Hoffmann. "Eine Möglichkeit wäre beispielsweise, dass Gewerkschaftsmitglieder einen Bonus erhalten oder mehr Urlaubstage." Die Möglichkeit, Tarifverträge für allgemeinverbindlich zu erklären, gehörten ausgeweitet, forderte der DGB-Chef. Betroffen wären Unternehmen, die nicht in einem entsprechenden Arbeitgeberverband ihrer Branche sind. Laut einer Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) wurden 1996 noch 70 Prozent aller westdeutschen Beschäftigten nach Branchentarifverträgen entlohnt, 2017 nur noch 49 Prozent. Im Osten sank der Anteil in dem Zeitraum von 56 auf 34 Prozent.

Deutschlands Arbeitgeber warnen vor dem Aus vieler Firmen, wenn die zuständigen Gewerkschaften auf Flächentarifverträge bestehen. Der Präsident der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA), Ingo Kramer, pochte darauf, dass Tarifbindung freiwillig bleibe. "Die Situation ist auch von Branche zu Branche unterschiedlich."

© SZ vom 07.01.2019 / dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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