Tabaktourismus:Adieu Raucherparadies Frankreich

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Drastische Erhöhungen der Takabsteuer in Frankreich innerhalb der letzten beiden Jahre haben dazu geführt, dass immer mehr Franzosen ihre Glimmstengel im deutschen Grenzgebiet kaufen, wo die Preise derzeit deutlich günstinger sind.

Dieser Trend dürfte sich in den kommenden Monaten sogar weiter beschleunigen, obwohl auch in Deutschland die Tabaksteuer vom nächsten Jahr an erhöht werden soll.

Zigaretten in Frankreich 20 Prozent teurer

In Frankreich werden die Zigaretten nämlich schon am Montag nochmals um gesalzene 20 Prozent teurer; Für den 1. Januar 2004 hat die von öffentlichen Defiziten und Löchern in den Krankenkassen gebeutelte Pariser Regierung bereits die nächste Erhöhung der Tabaksteuer angekündigt - wieder um ein Fünftel und damit viel drastischer als in Deutschland vorgesehen.

"Dann gibt es noch mal einen Boom", freut sich Klaus Nückles, Inhaber eines alteingesessenen Tabakwarenladens in der Kehler Innenstadt. Auch er stellt seit über einem Jahr "rapide steigende Umsätze" fest - die er, wie seine Kollegen, aber nicht beziffern will.

Französische Tabakhändler klagen

Den Händlern auf der französischen Rheinseite ist der florierende Grenzverkehr naturgemäß ein Dorn im Auge. "Uns treffen die Steuererhöhungen doppelt hart", klagt Patrick Merck, Vorsitzender des Verbandes der Tabakhändler im Unterelsass, dessen Straßburger Geschäft knapp drei Kilometer von der Grenze entfernt liegt.

Sein Umsatz sei seit Beginn des Jahres um gut 30 Prozent zurückgegangen, betont Merck. Fast alle Tabakhändler im Elsass - insgesamt knapp 750 - hätten mit massiven Einkommenseinbrüchen zu kämpfen und die künftigen Steuererhöhungen würden manchen in Existenznot bringen.

Päckchenpreis ab Januar: 5.50 Euro

Ab Montag wird ein Päckchen der geläufigsten Markenzigaretten in Frankreich gut 4.50 Euro kosten, im Januar 5.50 Euro. Damit wird die Differenz zu den deutschen Preisen, die derzeit fast einen Euro beträgt, noch um einiges größer.

Noch drastischer fällt der Unterschied zu den billigeren Eigenmarken aus, die viele deutsche Handelsketten anbieten, was das französische Tabakmonopol nicht zulässt. "Bei solchen Preisunterschieden kann ich es meinen Kunden nicht verdenken, wenn sie lieber über den Rhein fahren", sagt Merck.

Florierender Tabaktourismus

Erleichtert wird der florierende Tabaktourismus durch den Binnenmarkt, der innerhalb der EU die Ausfuhr von vier Stangen pro Person zulässt.

Außerdem sind Kontrollen an den EU-Binnengrenzen dank des Schengen Abkommens die Ausnahme. Die Ausfuhr aus der Schweiz, die ebenfalls mit deutlich niedrigeren Tabakpreisen lockt, ist auf eine Stange begrenzt.

Doch mehr als 30.000 Grenzgänger fahren schon von Berufs wegen jeden Tag ins Nachbarland. "Die decken dann auch ihre Verwandten und Freunde günstig ein", meint Yves Henrion, Vorsitzende des Tabakhändlerverbandes im Südelsass.

Dramatische Folgen

Er rechnet angesichts dieser Situation mit "dramatischen Folgen". Unterdessen hat die Pariser Regierung zwar ein Einsehen gezeigt und den Händlern im Grenzraum eine Erhöhung der Kommission zugesagt, die sie für den Tabakverkauf vom Staat erhalten.

Dies sei jedoch nur ein "Tropfen auf den heißen Stein", klagt Henrion. Der Verkauf an Zigaretten werde in den kommenden Monaten im Elsass abermals drastisch zurückgehen - je nach Lage der Geschäfte um bis zu 80 Prozent. "Dabei wird mancher auf der Strecke bleiben".

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