SZ-Serie: Rohstoffe (XI):Das geheimnisvolle Metall der Indianer

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Platin und Palladium kommen vor allem in der Auto- und Schmuckindustrie zum Einsatz. Marktbeobachter rechnen zumindest mittelfristig mit recht stabilen Preisen.

Dieter Claassen

Der italienische Humanist Julius Caesar Scaliger (1484-1558) beschreibt das schon von Indianern Südamerikas benutzte Platin zwar noch als ein mysteriöses weißes Metall, das sich allen Schmelzversuchen entzog.

Die Autoindustrie setzt Platin in Katalysatoren ein. (Foto: Foto: AP)

Für die Spekulanten in New York und Tokio scheint das Edelmetall derzeit jedoch wenig Geheimnisvolles zu bieten. Marktteilnehmer gehen bei den Metallen bis mindestens 2007 von stabilen Preisen aus.

Beide Metalle buhlen um dieselben Kunden. Platin und Palladium werden von der Autoindustrie in Katalysatoren eingesetzt, beide spielen in der Schmuckindustrie eine wichtige Rolle.

Der Preis für Platin hatte im April 2004, getragen von den steigenden Preisen für Gold und Silber, mit 943 Dollar je Feinunze den höchsten Stand seit 24 Jahren erreicht und schwankt seitdem um 860 Dollar.

Bei Palladium hatten lang anhaltende, bürokratisch bedingte Lieferausfälle aus Russland den Preis 2001/2003 vorübergehend auf 1100 Dollar pro Unze katapultiert. Die Versorgungslage hat sich verbessert, der Preis dümpelt mit 170 bis 200 Dollar auf dem Niveau der 80er und 90er Jahre.

Südafrika als Hauptlieferant

Für Platin ist Südafrika mit einem Anteil von vier Fünftel an der Welt-Produktion das wichtigste Herkunftsland, mit steigender Tendenz. Während das Angebot der Russen seit 2001 auf dem besten Weg ist, sich bis 2007 auf knapp 800.000 Unzen zu halbieren, soll die Platinproduktion Südafrikas bis dahin um etwa 40 Prozent auf 5,7 Millionen steigen.

Russland deckt knapp die Hälfte der weltweiten Nachfrage nach Palladium. In den letzten fünf Jahren haben die Südafrikaner jedoch ihre Produktion massiv um etwa ein Drittel auf 2,7 Millionen Unzen gesteigert. Die Russen produzieren etwa 3,1 Millionen Unzen.

Die Platinproduzenten setzen bei ihren Kapazitätserweiterungen auf eine kräftig wachsende Nachfrage der Automobilindustrie. Dabei soll vor allem der Trend zu Dieselmotoren den Absatz ankurbeln.

Palladium macht Platin Konkurrenz

Von diesem Trend will auch Palladium profitieren. Erstmals wurden Katalysatoren für Dieselmotoren entwickelt, die mit Palladium bestückt werden. Wolfgang Wrzesniok-Roßbach von der Heraeus Metallgesellschaft geht davon aus, dass der Einsatz von Palladium schon Ende 2006 spürbare Auswirkungen auf die Nachfrage hat.

Dies werde dann zu Lasten des teureren Platins gehen. Der Preis für Palladium könnte bereits 2006 250 Dollar je Unze erreichen.

Neben dem Automobilsektor liefern sich die Metalle auch einen Konkurrenzkampf im Schmucksektor. Schmuckverarbeiter vor allem in China setzen vermehrt Palladium ein, das nur ein Viertel so teuer ist wie Platin.

Trotz steigender Nachfrage kein Engpass

Weltweit verdreifachte sich so der Palladiumverbrauch für die Schmuckverarbeitung auf 11 Prozent des Gesamtangebots. Das reichte, um den Preis im Frühjahr 2004 kurz um 100 Dollar auf die 335 Dollar-Marke je Unze zu katapultieren.

Analysten sehen trotz der steigenden Nachfrage keinen Engpass bei den beiden Metallen. Ingrid Sternby von Barclays Capital rechnet 2007 mit Preisen von 850 Dollar pro Unze Platin und 170 Dollar für Palladium. Beide Metalle werden unter anderem an den Rohstoffbörsen in New York und Tokio gehandelt.

Anleger können mit Derivaten auf die Preisentwicklung setzen oder Aktien von Bergbauunternehmen kaufen. Palladium und Platin fallen etwa bei der Förderung von Kupfer und Nickel als Nebenprodukt an. Reine Platinbergwerke gibt es nur in Südafrika. Der weltweit größte Produzent ist Anglo Platinum.

© SZ vom 26.08.2005 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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