SZ-Serie: Anlage-Strategie (IV):Kurzfristige Anlagen im Renditetief

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Die Zinsen sind derzeit so niedrig wie noch nie. Viele Privatanleger legen Geld deshalb nicht langfristig an und suchen nach rentablen Parkstationen für das Ersparte. Beliebt sind dabei vor allem Tagesgeldkonten. Im Juli werden sich die Konditionen aber deutlich verschlechtern.

Von Thomas Öchsner

Wer dem Staat Geld leiht und eine Bundesanleihe mit einer Laufzeit von zehn Jahren kauft, erhält derzeit gerade einmal 3,25 Prozent Zinsen jährlich. Die Rendite ist mit 3,13 Prozent noch niedriger.

Der durchschnittliche Ertrag öffentlicher Anleihen, die so genannte Umlaufrendite, ist mit 2,88 Prozent noch geringer und damit auf einem historisch tiefen Niveau.

Peter Grieble, Finanzexperte der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg, empfiehlt Privatanlegern deshalb, nicht auf festverzinsliche Wertpapiere mit Laufzeiten von mehr als drei Jahren zu setzen: Denn wer sich so lange etwa mit Sparbriefen fest bindet, kann bei einem Zinsanstieg nicht auf Papiere mit höheren Zinsen umsatteln.

Und wer lang laufende Bundesanleihen kauft, erhält bei einem vorzeitigen Verkauf den eingesetzten Betrag nicht mehr zu 100 Prozent zurück, weil ein Zinsanstieg zu Kursverlusten führt.

Zwischenablage fürs Geld

Kurzfristige Anlagen sind deshalb gefragt. Der Kunde hat dabei die Wahl zwischen bestimmten Bundeswertpapieren (siehe Teil zwei der Serie), Geldmarktfonds sowie Tages- und Festgeld. Geldmarktfonds sind nach Ansicht von Grieble für das Zwischenlagern von Kapital derzeit kaum geeignet.

Der Grund: Geldmarktfonds investieren in sehr kurzfristige Anlageformen, und die orientieren sich am Leitzins für die Eurozone, der seit 9. Juni 2003 bei gerade einmal zwei Prozent liegt. Der jährliche Ertrag dieser Fonds beläuft sich deshalb immer häufiger auf unter zwei Prozent nach Kosten.

Manche Anbieter schaffen nicht einmal mehr 1,5 Prozent. Anders sieht es bei Tages- und Festgeldkonten aus. Sparer, die sich die besten Angebote herausfischen, können durchaus höhere Zinsen herausholen. Vereinzelt sind sogar mehr als drei und bis zu vier Prozent drin.

Als Neukunde profitieren

Das beste Angebot für Neukunden kommt nach wie vor vom Wertpapierhandelshaus Driver & Bengsch. Das Institut bietet 4,0 Prozent Zinsen für ein kostenloses Tagesgeldkonto, bei dem das Geld täglich verfügbar ist, aber nur bis zu einem Guthaben von 25000 (Eheleute: 50000) Euro. Dafür ist der Zinssatz für drei Monate garantiert.

Da das Konto über die Direktbank DAB geführt wird, sind die Einlagen sicher (Tabelle). Anleger müssen aber damit rechnen, dass Driver & Bengsch sich intensiv darum bemühen wird, den Kunden zu weiteren - für das Institut profitablen - Anlagegeschäften zu bewegen.

Wer eine Drei vor dem Komma sehen will, hat ebenfalls kaum Auswahl: Zwei Ausländische Institute, die Denizbank und die Garantiebank bieten für eine Festgeldanlage über zwölf Monate 3,25 beziehungsweise 3,0 Prozent.

Der Einlagenschutz beläuft sich allerdings nur auf maximal 20.000 Euro. Mit 3,0 Prozent lockt auch die Dresdner Bank, aber nur für Geld, das neu bei der Allianz-Tochter angelegt wird. Die Offerte läuft vorerst noch bis Ende Juli. Die Konditionen garantiert die Bank bis Ende November.

Mindesteinlage erforderlich

Der Haken dabei: Die drei Prozent gibt es nur für einen Anlagebetrag von maximal 10.000 Euro. Hinzu kommt: Mit Ablauf der Frist Ende November gelten für die Weiteranlage die Konditionen für die Altkunden. Und die erhalten bei einem Guthaben von 10.000 Euro auf dem Geldmarkt-Konto der Dresdner derzeit gerade einmal 0,85 Prozent Zinsen.

Bei Sparern, die sich von November an nicht mehr um ihr Geld kümmern, schmilzt der Zinsvorteil deshalb schnell zusammen. Grieble rät deshalb kurzfristig orientierten Anlegern, sich lieber eine Bank zu suchen, die dauerhaft überdurchschnittlich hohe Konditionen auf dem Tagesgeldkonto bietet.

Sparcard 3000 wiederbelebt

Marktführer hier ist die größte deutsche Direktbank ING-Diba mit 4,4 Millionen Kunden. Zwei Jahre lang zahlte das Institut für das täglich verfügbare Extrakonto 2,50 Prozent Zinsen. Von 15. Juli an gibt es aber nur noch 2,25 Prozent - wegen des niedrigen Zinsniveaus an den Finanzmärkten, wie die ING-Diba kürzlich mitteilte.

Andere Institute kündigten im Juni ebenfalls an, ihre Zinsen zu senken. Die zur spanischen Santander-Gruppe gehörende CC-Bank verzinst vom 1. Juli an Guthaben von mehr als 50000 Euro nur mehr mit 2,10 statt 2,25 Prozent. Unterhalb dieser Grenze gibt es aber nach wie vor 2,60 Prozent. Die niederländische Finansbank rückt bereits seit Anfang Juni nur noch 2,50 statt 2,75 Prozent heraus.

Angebot für Kleinbeträge

Für manche Anleger dürfte deshalb eine Offerte der Postbank in Frage kommen. Das Institut hat das Sparbuch mit ihrer Sparcard 3000 wiederbelebt: Wer ein Sparkonto per Internet oder Telefon mit mindestens 3000 Euro Guthaben eröffnet, erhält 2,80 Prozent Zinsen. Nachteil: Bei dem Angebot gelten die gesetzlichen Kündigungsfristen. Wer also innerhalb eines Monats mehr als 2000 Euro abhebt, muss Vorschusszinsen zahlen.

Die Beispiele zeigen: Wer auf der Suche nach einer attraktiven Parkstation für sein Geld vergleicht, kann durchaus ein paar Euro mehr bekommen. Das beweist auch ein Blick in die Bundesbankstatistik. Danach liegt die durchschnittliche Verzinsung täglich fälliger Einlagen bei deutschen Kreditinstituten bei gerade einmal 1,20 Prozent.

© SZ vom 30.06.2005 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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