SZ-Serie: Anlage-Strategie (I):Gebühren knabbern an der Rendite

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Weil die Erträge aus Geldanlagen aufgrund des derzeit niedrigen Zinsniveaus ohnehin schon gering sind, fallen die Nebenkosten noch stärker ins Gewicht.

Von Thomas Hammer

Zehn Jahre ist es her, da brachten festverzinsliche Bundeswertpapiere mit zehn Jahren Laufzeit rund sieben Prozent Jahresgewinn, heute sind es nur noch 3,3 Prozent. Selbst wenn sich Anleger langfristig binden, können sie mit risikoarmen verzinsten Anlageprodukten derzeit gerade mal die Rendite erzielen, die noch vor einigen Jahren für Tagesgelder gezahlt wurde.

Am Aktienmarkt schwankt die Stimmung zwischen Hoffen und Bangen. Die jüngsten Kursgewinne aufgrund der Aussicht auf baldige Bundestags-Neuwahlen werden von der anhaltend hohen Arbeitslosigkeit, teuren Rohstoffpreisen und der flauen Binnenkonjunktur überschattet.

Anlagenotstand

So mancher Investor wendet sich den Dividendentiteln eher notgedrungen zu, weil auch an den Anleihenmärkten Renditeperspektiven fehlen. "Die steigenden Aktienkurse sind eher ein Ausdruck des Anlagenotstands als ein Zeichen eines zu erwartenden soliden wirtschaftlichen Umfelds für Unternehmen und deren Gewinne", heißt es in einem Strategiepapier der Fondsgesellschaft LRI.

Kein Wunder also, dass viele Privatanleger nicht so recht wissen, wie sie ihr Geld am besten anlegen sollen. "Die Anlagesituation ist schwieriger geworden", bestätigt Rainer Juretzek, Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Finanzplanung in Bad Homburg.

Dennoch warnt er davor, in blinden Aktionismus zu verfallen und die Vermögensstruktur komplett umzukrempeln. Auch in der jetzigen Marktphase gelte der Grundsatz, dass sichere Zinsanlagen für das Sparen im kurz- und mittelfristigen Bereich sowie für das Anschaffungssparen geeignet seien, und das Aktiensparen beim langfristigen Vermögensaufbau interessant sei, betont Juretzek.

Chefanalyst Werner Hedrich von der Fondsratingagentur Morningstar rät, gerade in Zeiten niedriger Marktrenditen besonders auf die Nebenkosten bei Geldanlagen zu achten.

Dies gelte auch für die jährlichen Verwaltungsgebühren von Investmentfonds, sagt Hedrich: "Eine Studie unserer Muttergesellschaft in den USA belegt, dass Fonds mit niedrigen Verwaltungsgebühren auf lange Sicht den Markt eher übertreffen können als teure Fonds."

Je bescheidener die allgemeinen Renditeerwartungen ausfallen, umso stärker fallen die Kosten ins Gewicht. Liegt die Rendite bei acht Prozent, schmälert ein Gebührensatz von einem Prozent den Gewinn um ein Achtel. Beträgt hingegen die Rendite nur noch fünf Prozent, frisst der gleiche Gebührensatz bereits ein Fünftel des Gewinns auf.

Ins Gewicht fallen bei Fondsanlagen auch Nebenkosten für Ausgabeaufschlag und Depotgebühr. Wer auf Beratung verzichtet und bei Discountbrokern Rabatt auf den Ausgabeaufschlag sowie kostenlose Depotführung erhält, kann dank niedrigerer Kosten seine Nettorendite aufbessern.

Nicht nur bei Fonds, sondern auch bei Bankanlagen und Bundeswertpapieren kann so mancher Anleger die mageren Gewinne zumindest ein bisschen aufpäppeln. So lohnt sich bei Tagesgeld, Sparbuch und Sparbrief der Konditionenvergleich allemal.

Die BMW-Bank bietet bei Online-Kontoführung für das Sparbuch immerhin 2,75 Prozent Zins ab dem ersten Euro, die CC-Bank zahlt für das Geld-Management-Konto 2,6 Prozent und die Direktbank ING-DiBa für das Tagesgeld 2,5 Prozent Zins. Wer bei der Debeka Bausparkasse mindestens 2500 Euro als dreijähriges Festgeld anlegt, bekommt 2,9 Prozent Jahreszins.

Kostenlose Verwaltung

Allerdings sollten Anleger vorsichtig sein, wenn es sich um ausländische Banken mit eingeschränkter Einlagensicherung handelt oder um eine der wenigen kleinen Privatbanken in Deutschland, die statt einer umfassenden Sicherung der Kundengelder nur den Mindestschutz bieten.

Im letzteren Fall bekommt der Anleger bei einer Bankenpleite nur 90 Prozent von maximal 20.000 Euro ersetzt. Wenig Extragewinn bringen Sonderangebote zur Neukundengewinnung, bei denen ein hoher Zins nur für wenige Wochen und Monate gilt und die Bank danach den Zinssatz nach Gutdünken wieder senken kann.

Auch beim Sparen mit Bundeswertpapieren lässt sich an der Kostenschraube drehen, wenn die Wertpapiere bislang im kostenpflichtigen Depot der Hausbank geführt werden. Über die Bundeswertpapierverwaltung bietet der Staat privaten Sparern die Möglichkeit, ihre Bundeswertpapiere zum Nulltarif verwalten zu lassen.

Dass die klassische Aufteilung nach kurz- bis mittelfristigem Zinssparen und langfristiger, breit gestreuter Aktienanlage immer noch gelten soll, mag so manchem Anleger fast zu simpel erscheinen. Immerhin bringt die Finanzbranche praktisch im Akkord innovative Anlageprodukte auf den Markt, bei denen der Kapitalerhalt garantiert ist und die variable Verzinsung von der Kursentwicklung bestimmter Aktien abhängig gemacht wird.

Doch Hedrich und Juretzek sehen darin keinen gangbaren Ausweg aus dem derzeitigen Renditetief. "Solche strukturierten Produkte sind meist zu intransparent und im Vergleich zur tatsächlichen Gewinnchance zu teuer", urteilt Hedrich. Denn garantiert ist oft nur ein Mini-Zins, der weit unterhalb des Tagesgeld-Niveaus liegt.

Um einen wirklich überdurchschnittlichen Gewinn zu erzielen, müssen die Aktienkurse stark steigen - dann aber wäre eine ausgewogene Mischung aus Zinsanlagen und Aktienfonds die interessantere Alternative.

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