Synlab:Diagnose Börse

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Das Unternehmen Synlab wertet seine PCR-Tests zum Nachweis von Coronaviren in solchen Maschinen aus. (Foto: Mauricio Duenas Castaneda/imago images/Agencia EFE)

Der Labordienstleister Synlab gehört zu den Profi­teuren der Pandemie. Nun plant er die Erstnotiz in Frankfurt.

Von Elisabeth Dostert, München

Der Labordienstleister Synlab nutzt, so schwierig diese Wortwahl inmitten einer Pandemie auch erscheinen mag, die Gunst der Stunde. Für das zweite Quartal strebt das Unternehmen, nach eigenen Angaben größter Labordienstleister in Europa, eine Notierung im Prime Standard an der Frankfurter Börse an. Gerüchte über einen Börsengang gab es schon eine Weile.

Das Unternehmen aus München gehört zu den Profiteuren der Pandemie. Es hat in den vergangenen Monaten kräftig von PCR-Tests profitiert, mit denen in Proben aus Rachen oder Nase das Coronavirus nachgewiesen werden kann. Im vergangenen Jahr sprang der Konzernumsatz auf 2,6 Milliarden Euro nach 1,9 Milliarden Euro im Jahr 2019. Allein die Pandemie habe für Erlöse in Höhe von 620 Millionen Euro, das Gros davon entfiel auf PCR-Tests auf das Coronavirus. 2020 habe Synlab insgesamt 11,6 Millionen PCR-Tests gemacht, vor der Pandemie waren es den Angaben zufolge in Deutschland weniger als 2000 PCR-Tests am Tag. "Wir rechnen nicht mit einer Herdenimmunität binnen der nächsten vier Jahre", sagt Finanzchef Sami Badarani am Mittwoch in einem Webcast. Coronatests seien noch lange nötig, so Vorstandschef Mathieu Floreani.

Viele Einzelheiten zum Börsengang blieben die Manager schuldig. Allein die Ausgabe neuer Aktien soll brutto 400 Millionen Euro bringen. Darüberhinaus sollen auch Papiere aus dem Bestand platziert werden. Welche Altaktionäre in welchem Umfang sich von Anteilen trennen wollen, ließen die Vorstände offen, ebenso wie Angaben zur Bewertung des Konzerns. In Marktkreisen war nach einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters im Februar von bis zu sechs Milliarden Euro die Rede.

Mit Abstand größter Aktionär ist der Finanzinvestor Cinven. Er hatte die Firma 2015 für 1,7 Milliarden Euro vom Finanzinvestor BC Partners gekauft und dann mit seiner französischen Beteiligung Labco fusioniert. In den vergangenen Jahren ist der Konzern kräftig durch Übernahmen im stark zersplitterten Markt für Diagnostik-Dienstleistungen gewachsen. Es gibt sehr viele kleine regionale Anbieter. Synlab ist nach eigenen Angaben in 36 Ländern tätig mit mehr als 450 Laboren, mehr als 1600 Probensammelstellen und mehr als 20 000 Beschäftigten. Das unter anderem um Veränderungen im Beteiligungskreis bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen sprang 2020 auf 679 (Vorjahr: 397) Millionen Euro.

"Wir sind ein Wachstumsunternehmen", sagt Vorstandschef Floreani im Webcast. Das Unternehmen plane weitere Übernahmen. Den Diagnostikmarkt schätzt Synlab auf weltweit 200 Milliarden Euro im Jahr 2019, davon entfallen 90 Milliarden Euro auf Regionen, in denen Synlab bereits tätig sei.

© SZ vom 08.04.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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