Swiss-Übernahme:Stolpe unter Druck

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Die Schweizer Regierung hat den Zusammenschluss von Lufthansa und Swiss begrüßt - und ihn zum Anlass genommen, den deutschen Verkehrsminister Manfred Stolpe zu neuen Gesprächen über Fluglärm zu drängen.

Von Sibylle Haas und Judith Raupp

In der Schweiz sind die Reaktionen nach der Übernahme der Fluggesellschaft Swiss durch Lufthansa gemischt.

Dank der Fusion von Swiss und Lufthansa soll das Angebot für die Kunden deutlich besser werden, versichern beide Konzerne. (Foto: Foto: ddp)

Die Gewerkschaften kritisieren, dass Swiss nicht auf einer Beschäftigungsgarantie beharrt habe. Vor allem die Piloten der Europaflotte sorgen sich um ihre Arbeitsplätze.

Die Gewerkschaft Swiss Pilots will einen weiteren Stellenabbau nicht hinnehmen. Swiss verhandelt darüber seit längerem mit den Arbeitnehmervertretern.

Überschneidungen

"Wir werden uns auch nach dem Eigentümerwechsel dagegen wehren, notfalls mit Streik", sagte Christoph Frick, Präsident von Swiss Pilots. Auch die deutschen Gewerkschaften sorgen sich um Arbeitsplätze, da es bei Lufthansa und Swiss Überschneidungen gebe.

Positiv beurteilt die Schweizer Regierung die Übernahme. Sie nutzt den Unternehmenszusammenschluss für politische Zwecke. Mit vereinten Lobby-Kräften der Lufthansa und der Swiss ist es dem Schweizer Verkehrsminister Moritz Leuenberger gelungen, seinen deutschen Amtskollegen Manfred Stolpe zu neuen Gesprächen über Fluglärm zu bewegen.

Die Schweizer Regierung und die Fluggesellschaften stört, dass die süddeutschen Gemeinden strenge Nacht- und Feiertagsflugverbote erlassen haben.

Swiss-Aktie fällt

Dies beeinträchtige die Wettbewerbsfähigkeit des Flughafens Zürich, argumentieren sie. Bisher war das deutsche Verkehrsministerium auf diese Klagen nicht eingegangen.

In einer Erklärung sichert Verkehrsminister Manfred Stolpe nun zu, erneut Gespräche aufzunehmen, die Wettbewerbsfähigkeit des Flughafens Zürich zu berücksichtigen, aber auch auf eine ausgewogene Verteilung des Fluglärms zu achten.

"Es ist uns gelungen eine Tür aufzustoßen, die bisher verschlossen war", sagte Raymond Cron, Direktor des Schweizer Bundesamts für Zivilluftfahrt. Die Verhandlungen sollen innerhalb von zwölf Monaten abgeschlossen werden.

Die Schweizer Börse reagierte negativ auf den Swiss-Verkauf. Die Swiss-Aktie war zwei Tage lang vom Handel ausgesetzt gewesen. Bis zum Nachmittag verlor der Titel 7,92 Prozent auf 8,84 Franken.

Swiss soll Gewinn einfliegen

Voraussichtlich am 4. Mai will die Lufthansa den Kleinaktionären ein Übernahmeangebot machen. Die Offerte soll bei 8,96 Franken pro Titel liegen.

Lufthansa-Chef Mayrhuber bezeichnete die Risiken der Swiss-Übernahme als überschaubar. "Swiss und Lufthansa stehen heute besser da als 2003", sagte er.

Damals hatten beide Gesellschaften bereits über eine Kooperation gesprochen, die Gespräche aber schließlich abgebrochen. Durch die Restrukturierung habe Swiss ihre Verluste deutlich verringert.

Die Schweizer Gesellschaft hat für das vorige Jahr einen Konzernverlust von 90 Millionen Euro ausgewiesen und soll im nächsten Jahr einen Gewinn einfliegen.

Markenname bleibt erhalten

Die wichtigsten Argumente für das Zusammengehen seien die Vorteile für die Kunden, sagte Mayrhuber. Dazu gehörten neben einer größeren Anzahl von Flügen auch ein feinmaschigeres und durchgängiges Angebot an Flügen.

Swiss-Kunden sollen darüber hinaus am Vielfliegerprogramm der Lufthansa teilnehmen und Zutritt zu allen Lounges des Luftfahrt-Bündnisses Star Alliance haben.

Der Markenname Swiss soll erhalten bleibt. Swiss soll eine weitgehend eigenständige Fluggesellschaft mit Geschäftsleitung und Sitz in der Schweiz, mit eigener Flotte und Crew bleiben.

Sanierungsprogramm soll weitergehen

Swiss-Chef Christoph Franz sprach von einer "fairen Entwicklung des Drehkreuzes Zürich". Lufthansa will überdies die Langstreckenflotte der Swiss (derzeit 18 Maschinen) um zwei zusätzliche Flugzeuge erweitern, wenn dort wettbewerbsfähige Kostenstrukturen vorliegen.

Swiss will das im Januar 2005 angekündigte Sanierungsprogramm konsequent weiterführen. Die laufenden Verhandlungen über neue Gesamtarbeitsverträge sollen zügig beendet werden, wurde weiter mitgeteilt.

Lufthansa beförderte im vorigen Jahr 50,9 Millionen Passagiere zu 176 Zielen, mit Swiss 9,2 Millionen Fluggäste zu 70 Zielen. Der Lufthansa-Konzern beschäftigt 90.000 Mitarbeiter und betreibt eine Flotte von 377 Flugzeugen. Bei Swiss arbeiten 7900 Menschen, sie setzt derzeit 80 Flugzeuge ein.

© SZ vom 24.3.2005 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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