Swiss:Glückloser Bahn-Manager bekommt neue Chance

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Christoph Franz soll die Ertragswende bei der Schweizer Fluggesellschaft herbeiführen — bei Lufthansa hat er die Sanierung geprobt.

Von Sibylle Haas

Die Nachricht kam nicht überraschend. Schon seit einigen Tagen wurde Christoph Franz, 43, in Luftfahrtkreisen als aussichtsreichster Kandidat für die Swiss-Spitze genannt. Franz habe sich gegen fünf weitere Kandidaten durchgesetzt, teilte der Verwaltungsrat der Schweizer Fluggesellschaft am Montagabend mit (SZ vom 20.4.).

Bei der Lufthansa erwarb sich Franz Meriten - für die Swiss kann er jede Hilfe brauchen. (Foto: Foto: AP)

Chef ab dem 1. Juli

Am 1. Mai soll der promovierte Wirtschaftsingenieur zur Schweizer Fluggesellschaft kommen, sich einarbeiten und seine Funktion als Konzernchef (CEO) am 1.Juli antreten. Er übernimmt den Posten von André Dosé, der vor wenigen Wochen wegen juristischer Ermittlungen im Zusammenhang mit einem Flugzeugabsturz zurückgetreten war.

Der aus Frankfurt am Main stammende Franz, der mit einer Französin verheiratet und Vater von fünf Kindern ist, hat unterschiedliche Erfahrungen in Führungsaufgaben gesammelt. Eher glücklos hantierte Franz zuletzt bei der Deutschen Bahn, wo er von 1994 an insgesamt neun Jahre tätig war — als Leiter Personenverkehr und Mitglied der Geschäftsleitung, verantwortlich für 70000 Mitarbeiter. Sein Wirken endete dort im Mai vorigen Jahres mit einem Rausschmiss.

Am Preissystem gescheitert

Die Kunden lehnten das neue Preissystem ab, die Bahn musste herbe Einbußen verkraften. Anders als bei Fluggesellschaften — an ihnen hatte sich das Team um Franz orientiert — wollen die Bahnfahrer kein Preissystem mit Rabatten für frühes Buchen und frühzeitiger Festlegung auf einen bestimmten Zug.

Mehr Verdienste erwarb sich Franz vor seiner Bahn-Karriere bei der Lufthansa. Dort begann er 1990 als Trainee, wurde zwei Jahre später Mitglied des Sanierungsteams unter dem damaligen Lufthansa-Chef Jürgen Weber. Die deutsche Fluggesellschaft war Anfang der 90er Jahre zum Problemfall geworden und von der Pleite bedroht. Das Sanierungsteam setzte harte Einschnitte um, die Ertragswende wurde geschafft.

Die Swiss — ein schwieriger Fall

Die Erfahrungen aus dieser Zeit wird Christoph Franz nun gut gebrauchen können. Seit ihrem Start nach der Insolvenz der Swissair, dessen Nachfolgerin Swiss quasi ist, kommt die Fluggesellschaft nicht richtig auf Kurs. Der Schweizer Staat hatte 2002 zusammen mit der Wirtschaft eine Milliarden-Hilfe für den Start der neuen Swiss bereitgestellt, doch schon wieder verhandelt Swiss mit Schweizer Banken um einen Kredit — wenn auch nur für Notfälle, wie es unlängst hieß.

Komplizierter als erwartet gestaltet sich auch der Beitritt zu der Luftfahrt-Allianz Oneworld um British Airways, der sich durch den Abgang von André Dosé weiter verzögert hat. Der Verwaltungsrat der Schweizer Fluggesellschaft hat Christoph Franz unter anderem wegen "seiner spezifischen Kenntnisse im Bereich des Turnarounds" ausgewählt.

Er sei davon überzeugt, dass Franz die Restrukturierung der Swiss erfolgreich abschließen wird. Auf einer Pressekonferenz in Zürich sagte Franz am Dienstag, er wolle das Unternehmen schnell aus der Verlustzone führen. Er werde sich darum bemühen, dass der Turnaround erfolgreich weitergehe. Die Swiss habe ein gutes Produkt und international immer noch ein hervorragendes Image.

© SZ vom 21.4.2004 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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