Swatch:Weniger Uhren 

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Viele Hongkonger demonstrieren. Teils kommt es zu gewaltsamen Ausschreitungen, auch in Einkaufszentren. (Foto: Philip Fong, AFP)

Im Halbjahr sank der Gewinn des Uhrenherstellers deutlich. Das liegt auch an den Protesten in Hongkong.

Von Tobias Bug, Hongkong

Seit Monaten demonstrieren in Hongkong teilweise gewaltsam Menschen gegen ein geplantes Auslieferungsgesetz an China. Das setzt auch dem Schweizer Uhrenhersteller Swatch zu. Im ersten Halbjahr 2019 gingen die Erlöse des Konzerns um knapp vier Prozent zurück, der Gewinn fiel um gut elf Prozent auf 415 Millionen Schweizer Franken.

Die politischen Unruhen in Hongkong sind die größten seit 1989. Doch was haben sie mit der Gewinnentwicklung eines Schweizer Uhrenherstellers zu tun? Hongkong, Sonderverwaltungszone der Volksrepublik China, ist ein sehr wichtiger Absatzmarkt für Swatch. Dort erzielt das Unternehmen hohe Margen. Wegen der Unruhen mussten einige Händler ihre Läden zeitweilig schließen und verkauften in der Folge weniger Uhren als vor Jahresfrist.

Der Gewinneinbruch ist aber nicht nur den Einbußen in Hongkong zuzuschreiben, auch der sogenannte Graue Markt macht Swatch zu schaffen. Neben den bekannten Plastikuhren stellt das Unternehmen auch Luxusmodelle der Marken Omega, Breguet oder Tissot her. Uhren aus diesem Preissegment können Händler und Juweliere nur mit gültiger Konzession erwerben. Trotzdem hat sich ein Grauer Markt entwickelt. Dort werden die Luxusuhren zu Preisen verkauft, die deutlich unter der Empfehlung des Herstellers liegen. Die nichtlizenzierten Anbieter auf dem Grauen Markt erhalten die Uhren unter anderem von Juwelieren und Händlern, die ihre vertraglich festgelegten Absatzziele mit Swatch verfehlen und deshalb ihre Uhren an sie weitergeben. Solchen Händlern hat Swatch Anfang des Jahres die Konzessionen entzogen und Lieferungen an sie gestoppt. Dafür seien Umsatzeinbußen in dreistelliger Millionenhöhe in Kauf genommen worden, teilte das Unternehmen mit.

Trotz allem: An der Börse kamen die Zahlen gut an. Die Swatch-Aktie legte bis zum Handelsschluss um 5,9 Prozent auf auf 306,5 Franken zu. Seit Jahresbeginn sogar um mehr als elf Prozent. Der Uhrenhersteller habe sich besser geschlagen als befürchtet, erklärten Experten der Zürcher Kantonalbank. Auch die Prognose stimmt optimistisch: Für das zweite Halbjahr erwartet das Unternehmen ein "starkes Wachstum". Dafür nennt es mehrere Gründe: Zum einen gebe es eine anhaltend gute Nachfrage in den wichtigsten Märkten. Zum anderen lief das viertel Quartal 2018 schlecht. Außerdem will der Konzern in allen Preissegmenten neue Produkte auf den Markt bringen. Der Umsatz soll anziehen.

© SZ vom 18.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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