Suchmaschine:Gates will googlen

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Nicht nur die Wallstreet lockt Google, auch der "Riese aus Redmond" des Multimilliardärs Bill Gates hat seine Fühler nach der erfolgreichen Internetsuchmaschine ausgestreckt.

Erst kürzlich haben Vertreter der erfolgreichen Internetsuchmaschine begonnen, sich mit Bänkern zu treffen, um über den bevorstehenden Börsengang zu verhandeln.Es gab jedoch auch noch andere Gespräche, über eine Partnerschaft oder sogar eine Fusion mit dem Softwaregiganten Microsoft.

Microsoft macht Google Avancen. Unklar ist, ob die Umworbene darauf eingeht. (Foto: Montage: sueddeutsche.de)

Den Aussagen von Google-Vorstandsmitgliedern zufolge hat Microsoft, auf der verzweifelten Suche nach einem Stück vom Kuchen vom Suchmaschinengeschäft, in den letzten zwei Monaten damit begonnen, sich den Google-Chefs anzunähern, um über eine Möglichkeit der Zusammenarbeit oder gar einer Übernahme zu diskutieren.

Google sagt nein zur Übernahme

Für Google kommt eine Übernahme durch Microsoft nicht in Frage, ein Börsengang wird bevorzugt. Dies beweist zum Einen, welch harte Konkurrenz Google für Microsoft darstellt und zum Anderen den Stellenwert der Suchmaschine als die letzte Hoffnung des Silicon Valley für einen neuen finanziellen Boom.

Obwohl die Avancen der Firma von Bill Gates zunächst ins Leere liefen, kann nicht ausgeschlossen, dass Microsoft zu einem späteren Zeitpunkt immer noch an Google interessiert sein könnte, so ein Firmensprecher. Weitere Kommentare waren Vorstandsmitgliedern beider Firmen nicht zu entlocken.

Populärste Suchmaschine

Google, das 1998 von zwei Informatikabsolventen aus Stanford gegründet wurde und schnell zur populärsten Suchmaschine der Welt wurde, ist in den letzten Wochen Gegenstand heftiger Spekulationen geworden, die vor allem durch die Ankündigung eines Börsenganges in der ersten Hälfte des nächsten Jahres genährt wurden.

Die Geschichte von Google erinnert an die von Netscape, die mit der Ankündigung, an die Börse zu gehen, 1995 für den explosionsartigen Anstieg der dot.com-Kurse sorgte. Netscape stellte mit ihrem Browser damals eine echte Bedrohung für den Riesen aus Redmond dar.

Die Folgen sind bekannt: Microsoft änderte sein Geschäftsmodell, integrierte einen eigenen - kostenlosen - Browser in das Betriebssystem und drängte den unliebsamen Konkurrenten damit aus dem Business.

Geplanter Börsengang

Google hat begonnen, eine lange Liste von Investmentbanken zu erstellen, die sie Anfang des Monats angesprochen hatten, um den geplanten Börsengang zu unterstützen. Es geht um ein Volumen von fünfzehn bis fünfundzwanzig Milliarden Dollar, so ein Vorstandsmitglied von Google.

Angedacht ist auch, die Wallstreet völlig außen vor zu lassen, und die Anteile direkt an Investoren zu verkaufen. Die Vorteile bei diesem Plan lägen darin, dass man sich von den skandalgeprägten Investmentbanking-Deals der vergangenen Jahre distanzieren und den Pool der Anteilseigner wesentlich vergrößern könnte.

Wie es aus gut informierten Kreisen heißt, liegt den technikfaszinierten Google-Gründern, Larry Page und Sergey Brin, diese Lösung näher. Dennoch scheint es, dass Google sich für den traditionellen Weg entscheiden wird und so in Bälde an der Wall Street zu finden sein wird.

Online-Aktien-Auktion

Es gibt jedoch auch noch die Idee, Anteile einer möglichen zweiten Emission im Rahmen einer Online-Auktion an die vielen Millionen Nutzer der Suchmaschine zu verkaufen und den Streubesitz so noch weiter zu erhöhen.

Die Firma gedenkt, eine Beteiligung von zehn oder fünfzehn Prozent zu verkaufen, was um die zwei Milliarden Dollar einbringen soll, die in die Firma und in die Mitarbeiterbezüge gesteckt werden sollen.

Einem Firmensprecher zufolge bewerben sich sieben Banken um den Deal. Diese sind Goldman Sachs, Morgan Stanley, Credit Suisse, First Boston, die Citigroup, J.P. Morgan Chase und Thomas Weisel Partners.

Als Spitzenkandidat gilt Morgan Stanley, obwohl Google sich vielleicht auch für zwei Bankhäuser entscheiden wird. Auch Goldman Sachs ist in der engeren Wahl. Hier gibt es jedoch Zweifel, da das Bankhaus in enger Beziehung zu Yahoo und Microsoft steht.

Die Konkurrenz schläft nicht

Die Spitzenposition von Google als Internetsuchmaschine ist unangefochten und die Firma verdient auf dem schnell wachsenden und hoch profitablen Werbemarkt, Geld. Der schnelle Aufstieg von Google hat jedoch große Wettbewerber wie Yahoo angezogen, die daraufhin Overtoure, ebenfalls eine Suchmaschine, erworben haben.

Während Microsoft und Amazon.com ebenfalls einen Einstieg in dieses Business erwägen, hat sich das Wachstum von Google in der letzten Zeit etwas verlangsamt.

Microsoft als Wettbewerber könnte die Markteinschätzung des Wertes von Google fundamental ändern.

Und wenn Microsoft Internetsuchfunktionen direkt in das neue Longhorn-Betriebssystem einbaut, könnte es die alte Fehde, die zu einem Kartellverfahren wegen der Netscape-Affäre führte, wieder aufleben lassen.

Konsequenzen eines Börsengangs unklar

Google selbst fährt fort, neue Geschäftsfelder zu entdecken, um neue Verdienstmöglichkeiten zu entdecken. So hat eine Annäherung an Friendster, eine im Silicon Valley basierte Kontaktplattform, die kürzlich schnell gewachsen war, stattgefunden, so ein Firmensprecher.

Im Silicon Valley sind Google-Vorstandsmitglieder und Venture-Kapitalisten uneins über die Konsequenzen eines Börsengangs der Suchmaschine.

Manche setzen darauf, dass die Einführung der Aktie zu einem Boom an den Technologiemärkten führen wird, wie es zum Beginn der Neunziger der Fall war, viele andere rechnen nicht damit.

"Es gab eine Zeit, als alle nur auf Google geschaut haben", sagt ein Venture-Kapitalist. "Heute glaube ich nicht, dass die Emission der Google-Aktie eine Flut von Börsengängen auslösen wird."

Ein Google-Börsengang wäre dennoch das mit Abstand größte Wall-Street-Ereignis seit Jahren.

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