Stürmische Entwicklung:Indexfonds etablieren sich

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Börsengehandelte Indexfonds (Exchange Traded Funds, ETF) erfreuen sich wachsender Beliebtheit. Seit der Einführung der ersten europäischen ETFs an der Deutschen Börse vor fünf Jahren ist das Fondsvermögen auf mehr als 30 Milliarden Euro gewachsen. Experten erwarten einen anhaltenden Boom.

Von Lothar Gries und Martin Hesse

Während die traditionellen Wertpapierfonds in den vergangenen Jahren erhebliche Mittelabflüsse verbuchen mussten, verzeichnete der noch junge Markt für börsengehandelte Indexfonds, so genannte Exchange Traded Funds (ETFs oder XTFs) Wachstumsraten von jährlich bis zu 147 Prozent.

Seit der Gründung eines entsprechenden Marktes an der Deutschen Börse (XTF-Segment) im April 2000 ist das dort verwaltete Fondsvermögen auf mehr als 18 Milliarden Euro gestiegen, gegenüber 400 Millionen Euro vor fünf Jahren.

Damit erreicht die Deutsche Börse in Europa einen Marktanteil von mehr als 50 Prozent. Zudem bietet das XTF-Segment mit derzeit 68 Indexfonds die größte Anzahl an ETFs unter allen Börsen Europas.

Vorreiter USA

Nach Angaben der US-Bank Morgan Stanley beträgt das europaweit verwaltete Fondsvermögen mit ETFs inzwischen etwa 30 Milliarden Euro (36 Milliarden Dollar). Das ist zwar noch erheblich weniger als in den USA, wo das Volumen Ende Februar 2005 220 Milliarden Dollar umfasste, doch werden Indexfonds in Amerika bereits seit Mitte der siebziger Jahre aufgelegt, während der Markt in Europa noch in den Kinderschuhen steckt und folglich höhere Wachstumsraten erzielt. Ein Ende dieses Booms ist nicht abzusehen.

Nach Ansicht von Götz Kirchhoff, Vorstandsmitglied bei Indexchange Investment, dem größten deutschen Emittenten von ETFs, dürfte die stürmische Entwicklung in den kommenden Jahren anhalten und das Segment Wachstumsraten von 50 Prozent und mehr pro Jahr erreichen.

Andere Experten erwarten, dass der europäische Markt für Indexfonds in den kommenden Jahren, ähnlich wie in den USA, einen Anteil des Fondsmarktes von bis zu 50 Prozent einnehmen dürfte.

"Wir gehen davon aus, dass ETFs bis 2010 zu einem etablierten Anlageinstrument heranwachsen werden", prognostiziert Bruce Lavine, Leiter von iShares Europe, einer Tochter der britischen Bank Barclays, die zu den Pionieren der Indexfonds gehört und weltweit Marktführer für die Produkte ist.

Auch für Privatanleger attraktiv

Zwar wird ein Großteil der ETF-Anteile noch immer von institutionellen Anlegern wie Banken und Versicherungen gekauft, doch erweist sich der Markt auch für Privatanleger als attraktive Alternative zu klassischen Aktienfonds.

ETFs werden in der Regel zu geringeren Kosten angeboten, da sie kein aktives Management erfordern. Aufwändiges Wertpapierresearch sowie ständige Umschichtungen des Portfolios entfallen im Vergleich zu herkömmlichen Fonds.

Der Ausgabeaufschlag entfällt beim Kauf über die Börse, die jährlichen Managementgebühren liegen dank starker Konkurrenz unter den Anbietern für Fonds, die den Dax oder Euro Stoxx 50 abbilden, nur noch bei 0,15 Prozent. Gebühren entstehen außerdem in Form einer - meist sehr geringen - Spanne zwischen An- und Verkaufskurs.

Ein weiterer Reiz von ETFs liegt für Anleger darin, dass sie das Risiko ausschließen, einen schlechten Fondsmanager zu erwischen - der Fondsanteil entwickelt sich stets so wie der zugrunde liegende Index. Steigt der Dax um ein Prozent, legt auch der Wert des Fonds um etwa ein Prozent zu.

Nachteil bei fallendem Markt

In einem fallenden Markt haben Indexfonds allerdings einen Nachteil: Sie sind immer zu nahezu 100 Prozent in Aktien investiert und können in schlechten Zeiten nicht den Cash-Anteil erhöhen. Dadurch fallen ETFs in der Baisse ungebremst. Wer etwa Anfang 2001 einen Dax-ETF erworben hat, als der deutsche Leitindex bei 6290 Punkten stand, hat wie das Börsenbarometer 30 Prozent verloren.

Dennoch ist auch in den schlechten Börsenjahren das Interesse an ETFs gewachsen und hat immer neue Angebote nach sich gezogen: Nach den ersten Fonds auf die wichtigsten europäischen Aktienindizes folgten zahlreiche ETFs auf Branchenindizes sowie mehrere Fonds, die Anleihenindizes abbilden.

Die HypoVereinsbank-Tochter Indexchange hat jetzt einen Fonds aufgelegt, der den gerade erst geschaffenen DivDax nachbaut. In ihm sind die 15 Titel mit der höchsten Dividendenrendite im Dax zusammengefasst.

Doch mit der Zahl der Produkte und Anbieter am ETF-Markt hat sich auch der Wettbewerb verschärft. So können Anleger allein an der Deutschen Börse mittlerweile Euro-Stoxx-50-Produkte von sechs verschiedenen Anbietern kaufen. Ende Januar kündigte die Deutsche Bank ihren Markteintritt mit niedrigen Gebühren an, Indexchange reagierte sofort mit Preissenkungen.

© SZ vom 12.04.2005 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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