Die Berufung von Audi-Chef Martin Winterkorn zum Nachfolger von Bernd Pischetsrieder als Konzernchef bei Volkswagen bringt den Sanierer der Marke VW, Wolfgang Bernhard, in Schwierigkeiten.
Das Verhältnis der VW-Vorstände Winterkorn und Bernhard gilt als gestört. Es sei möglich, dass Bernhard VW verlässt, erfuhr die Süddeutsche Zeitung am Mittwoch aus mit VW vertrauten Kreisen.
Bernhard könnte es zurück zu DaimlerChrysler ziehen. Dort hatte er mit dem heutigen Konzernchef Dieter Zetsche die Marke Chrysler saniert.
Bernhard soll gehalten werden
Aus dem VW-Aufsichtsrat verlautete, man wolle Bernhard halten, auch wenn einer der Gründe für Pischetsrieders Ablösung gewesen sei, dass die VW-Sanierung zu langsam vorangehe.
Diese Einschätzung klingt verhältnismäßig verhalten - zumal Bernhard bisher als junge Wunderwaffe galt, wenn es um das Thema Sanierung geht.
Bei DaimlerChrysler war Bernhards Ruf hingegen lange Zeit makellos. Eine Rückkehr Bernhards zu DaimlerChrysler scheint zudem nicht mehr so unwahrscheinlich zu sein wie noch vor dem Sommer 2005. Damals gab Jürgen Schrempp den Vorstandsvorsitz an Dieter Zetsche ab. Bernhard war nach Differenzen mit Schrempp bei DaimlerChrysler sehr plötzlich ausgeschieden.
Gut aber teuer
Der 45-Jährige war Anfang Mai 2005 Markenvorstand bei Volkswagen geworden, weil er das zentrale Problem von VW lösen sollte: Autos wie Polo, Golf und Passat gelten zwar als kleine technische Wunderwerke und sind daher beliebt bei den Käufern. Allerdings ist ihre Fertigung in den deutschen Werken so aufwändig, dass sich mit ihnen kaum Geld verdienen lässt.
Bei Chrysler hatte der Sanierer Bernhard schon einmal unter Beweis gestellt, dass er Kostenprobleme in den Griff bekommen kann. Zusammen mit dem heutigen DaimlerChrysler-Konzernchef Dieter Zetsche verwandelte er die Verlustfirma Chrysler in ein ertragsstarkes Unternehmen, das deutlich besser dasteht als seine Konkurrenten in Detroit, General Motors und Ford.
Die Aktion kostete 26.000 Chrysler-Mitarbeiter ihre Jobs. Doch es wurden nicht nur Werke geschlossen, Leute entlassen, Kosten gesenkt. Gleichzeitig investierte das Team Zetsche/Bernhard in neue, attraktive Modelle und gab Chrysler eine Zukunftschance.
Für seinen Chrysler-Coup hatte Wolfgang Bernhard sich als Chef der Tuning-Firma Mercedes AMG empfohlen, deren Umsatz und Gewinn er innerhalb eines Jahres verdoppelte. Davor hatte er mit 33 Jahren und 4200 Mitarbeitern die Produktion der S-Klasse angeschoben.
Karrierestart bei McKinsey
Seine Karriere hatte nach dem Studium in Darmstadt, New York und Frankfurt als Berater bei McKinsey begonnen. Als Projektleiter zur Senkung der Materialkosten und Steigerung der Produktivität kam er in die Mercedes-Werke - wo er 1994 blieb.
Bernhard wuchs in Altusried bei Kempten als viertes von neun Kindern eines Volksschullehrers auf. Seine Ausbildung finanzierte er als Musiker in der Münchner Fußgängerzone. Seinen ursprünglichen Familiennamen "Ayerle" legte er Ende der 80-er Jahre ab, weil er international nicht auszusprechen war.
Nach der erfolgreichen Chrysler-Sanierung sollte Bernhard im Mai 2004 eigentlich an die Spitze der Pkw-Sparte von Mercedes wechseln, wurde aber wenige Tage zuvor nach Differenzen mit Jürgen Schrempp wieder abberufen.
Das er bei DaimlerChrysler strauchelte, weil er dem Vorstandsvorsitzenden widersprach, kam damals in Wolfsburg zumindest beim Betriebsrat gut an.
Möglicher Kronprinz
Vor der Düpierung Pischetsrieders galt Bernhard als möglicher Kronprinz für den Posten des Konzernvorstandes. Doch dazu hätte ihm erst die Sanierung Volkswagens gelingen müssen. Ob es dazu nun kommt, scheint offen zu sein.