Stühlerücken:Siemens wechselt Manager in China aus

Lesezeit: 1 min

Erst vor wenigen Tagen hatte Siemens einen schweren Rückschlag beim Ringen um einen Prestigeauftrag in China erlitten - die dortige Regierung bestellt vorerst keine ICEs, sondern den japanischen Hochgeschwindigkeitszug Shinkansen. Nun schickt der Elektroriese seinen zuständigen Manager nach Hause.

Mit Beginn des nächsten Jahres werde Richard Hausmann, 44, die Verantwortung für das China-Geschäft übernehmen. Für den bisherigen Leiter der Landesgesellschaft, Ernst Behrens, 56, werde eine Aufgabe innerhalb des Konzerns gesucht, teilte ein Sprecher am Mittwoch mit.

Erst Anfang dieser Woche hatte der Technologiekonzern im China-Geschäft einen schweren Rückschlag erlitten: Die Regierung in Peking kauft vorerst keine ICEs, sondern das japanische Schnellzug-Konkurrenzmodell Shinkansen.

Ein Siemens-Sprecher erklärte, die Personalie habe nichts mit der Vergabe dieses Großauftrags zu tun. Der Schritt sei intern schon Anfang August angekündigt worden. Behrens sei seit sieben Jahren auf diesem Posten. In der Regel würden Landeschefs bereits nach fünf Jahren ausgetauscht.

Immer wieder Probleme

Siemens setzt große Hoffnungen in den chinesischen Markt und will seinen Umsatz in der Region von derzeit vier Milliarden Euro in den nächsten drei bis fünf Jahren verdoppeln. Unter Behrens hatte Siemens das China-Geschäft zwar stark ausgebaut. Zuletzt aber hatte es immer wieder Probleme gegeben.

Nach Mitteilung des chinesischen Eisenbahnministeriums vom Montag hatte sich Peking entschieden, den zehn Milliarden Euro schweren Auftrag für die Lieferung von Schnellzügen nicht an Siemens und seine Partner zu erteilen, sondern an drei Konsortien mit Unternehmen aus Japan, China, Frankreich und Kanada.

Dies gilt auch als Vorentscheidung für die geplante lukrative 1300 Kilometer lange Hochgeschwindigkeitsstrecke zwischen Peking und Schanghai. Auf diesen Auftrag macht sich Siemens aber noch Hoffnungen.

Strategische Fehler

Im vergangenen Jahr hatte Behrens selbst strategische Fehler in der Handy-Fertigung eingeräumt. Siemens habe auf die falschen Produkte gesetzt, kritisierte der China-Chef damals. Zudem bemängeln Fachleute, der lokale Vermarktungspartner Ningo Bird profitiere von der Entwicklungszusammenarbeit im Handy-Geschäft stärker als Siemens.

Der designierte China-Chef Richard Hausmann ist nach Angaben des Technologiekonzerns seit vier Jahren für das Geschäftsgebiet Computertomographie verantwortlich.

Der Physiker, der mehrere Patente hält, arbeitet bereits seit 1988 für die Siemens-Sparte Medizintechnik. Der derzeitige China-Chef Behrens gilt als ausgewiesener Asienexperte. Vor seinem Engagement in Peking war er Landeschef von Siemens auf den Philippinen.

© SZ vom 02.09.04 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: