Ein neuer Name und eine neue Kernzielgruppe sollen den Niedergang der VZ-Netzwerke stoppen. Wie das Holtzbrinck-Tochterunternehmen mitteilt, wird die Betreiberfirma von StudiVZ, MeinVZ und SchülerVZ künftig den Namen "Poolworks" tragen. Zudem will man sich offenbar auf die jüngste der drei VZ-Zielgruppen konzentrieren.
"Mit der neuen Unternehmensmarke wird sich VZ strukturell verändern", lässt sich das Unternehmen im Fachmedium Werben und Verkaufen (WUV) zitieren. Weil SchülerVZ bislang noch am geringsten unter dem Facebook-Siegeszug in Deutschland leidet, will VZ-Netzwerke/Poolworks einen Großteil der Anstrengungen in das Penäler-Netzwerk stecken.
Im vierten Quartal soll SchülerVZ einen Relaunch und einen neuen Namen erhalten: Unter idpool.de sollen sich Jugendliche nach ihren Fähigkeiten und Interessen vernetzen können. Was das bedeutet, ist noch unklar. "Die Plattform soll perspektivisch über mehrere Stufen zu einem edukativen Angebot ausgebaut werden", zitiert WUV das Unternehmen.
Mit der Konzentration auf SchülerVZ setzt Holtzbrinck offenbar auf zwei Nischen: Zum einen hat das Portal mit 10 Jahren ein geringeres Eintrittsalter als Facebook, bei dem Mitglieder 13 Jahre sein müssen. Allerdings soll es im Zuckerberg-Unternehmen derzeit Überlegungen geben, die Seite auch für jüngere Kinder zu öffnen.
Ein zweiter Faktor ist der wachsende Markt der Online-Wissensvermittlung, in dem gerade Schüler eine lukrative Zielgruppe für Nachhilfe oder bezahlte Lerngruppen bieten würden.
"Neue Optionen" für StudiVz
Unklar ist, wie es mit MeinVZ und StudiVZ weitergeht. Man werde "neue Optionen" prüfen, wird VZ-Netzwerke-/Poolworks-Chefin Stefanie Waehlert zitiert, die von einem "Befreiungsschlag" ihrer Firma spricht. Waehlert hatte erst im Oktober 2011 das schwierige Erbe ihres Vorgängers Clemens Riedl angetreten, der seinerseits den Chefsessel der Firma nur 20 Monate besetzt hatte.
StudiVZ, das ehemals größte soziale Netzwerk Deutschlands, steckt seit längerem in der Krise: Die Zugriffszahlen sind seit Monaten im freien Fall. Gerade einmal 44,6 Millionen Mal wurden alle VZ-Netzwerke im Mai aufgerufen. Vor zwei Jahren, im Mai 2010, waren es mit 466 Millionen zehn Mal so viele.
Im Umfeld des Unternehmens wurde bereits länger über einen drohenden Stellenabbau spekuliert. Den gab es dann auch: 25 von 70 Mitarbeitern müssen gehen, wie die Firma vergangene Woche mitteilte. Das gesamte Technikteam wurde in eine eigenständige GmbH ausgegliedert, die fortan auch für andere Unternehmensteile der Holtzbrinck-Gruppe tätig sein soll.
Zunächst hatte es so ausgesehen, als könnten die VZ-Netzwerke zumindest in Deutschland den globalen Siegeszug des amerikanischen Konkurrenznetzwerks Facebook aufhalten. Mark Zuckerbergs Unternehmen hatte lange Zeit Schwierigkeiten, auf dem deutschen Markt zu wachsen.
Offerte ausgeschlagen
Zwei Jahre nachdem Holtzbrinck die VZ-Netzwerke übernommen hatte, soll Zuckerberg Berichten zufolge ein Übernahmeangebot unterbreitet haben. Von vier bis sechs Prozent der Facebook-Anteile war die Rede. Beim Börsengang der Amerikaner im Mai hätte dies einem Wert zwischen vier und sechs Milliarden Dollar entsprochen.
In den vergangenen Jahren hatte es immer wieder Berichte gegeben, denen zufolge Holtzbrinck die VZ-Portale abstoßen möchte. Inzwischen dürfte es allerdings auch schwierig sein, einen halbwegs annehmbaren Kaufpreis für die Portale zu erhalten