Stromausfall in den USA:Blackout mit Folgen

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Nach dem massiven Stromausfall in den Vereinigten Staaten hat eine Anwaltsfirma gegen den Energiekonzern FirstEnergy eine Sammelklage eingereicht - die Höhe der Schadenersatzforderung wurde allerdings nicht genannt.

Die Kanzlei Cauley Geller Bowman & Rudman verlange Schadenersatz für alle Geschädigten, teilten die Anwälte mit. Die Klage wurde am Montag bei einem Gericht im Bundesstaat Ohio vorgelegt.

Die Anwälte fordern auch die Verhängung zusätzlicher so genannter Strafentschädigungen, mit denen das Mehrfache der eigentlichen Schadenssumme eingeklagt werden kann und die nach amerikanischem Recht den Angeklagten von einer Wiederholung des angelasteten Fehlverhaltens abschrecken sollen. Angaben über die Höhe der Schadenersatzforderungen machte die Kanzlei nicht.

Kein Alarmsystem

In der Klage wird der Elektrizitätsgesellschaft vorgeworfen, den Stromausfall auf leichtsinnige Weise verursacht zu haben. So habe FirstEnergy zum Beispiel keinen funktionierenden Alarm gehabt, der die Kontrolleure rechtzeitig auf Probleme in den Stromleitungen hätte aufmerksam machen können.

Der 29-stündige Stromausfall hat der Stadt New York nach ersten Berechnungen wirtschaftliche Verluste in Höhe von gut 1,05 Milliarden Dollar (etwa 940 Millionen Euro) zugefügt. Davon entfielen 800 Millionen Dollar auf entgangene Geschäfte und weitere 250 Millionen auf Lebensmittel und andere Güter, die bei den hohen Temperaturen — ohne Kühlung - verdarben und weggeworfen werden mussten, teilte Stadtkämmerer William Thompson am Montagabend (Ortszeit) mit.

Das heißt, dass der Blackout New York City am Donnerstag und Freitag etwa 36 Millionen Dollar pro Stunde kostete.

Die Suche nach der Ursache des massiven Stromausfalls konzentriert sich mittlerweile auf sieben Leitungen im Norden von Ohio, die am Donnerstag ausgefallen waren. Danach hatten sich in einem Domino-Effekt zahlreiche Kraftwerke innerhalb von drei Minuten abgeschaltet.

Wie weiter bekannt wurde, wurden aber schon vor dem Ausfall der Leitungen im betreffenden Stromübertragungsnetz zu verschiedenen Zeiten ungewöhnliche Spannungs- und Frequenzfluktuationen sowie starke Belastungs-Schwünge registriert. Wie FirstEnergy dazu erklärte, geschah das nicht nur im Leitungssystem unter eigener Zuständigkeit, sondern auch in fremden Systemen.

"Stromfressern" droht Strafe

Derweil müht sich die kanadische Provinz Ontario, zur Normalität zurückzukehren. Mehr als 50.000 Mitarbeiter der Landesregierung in Ottawa waren auch am Montag noch zu Hause geblieben. Torontos Bürgermeister Mel Lastman droht "Stromfressern" mit Strafen und will unverantwortliche Konsumenten in einer Liste erfassen, wie er der "Globe and Mail" ankündigte.

Die U-Bahnen in der kanadischen Wirtschaftsmetropole haben ihren Betrieb nach dreitägiger Unterbrechung wieder aufgenommen. Doch Museen und andere öffentliche Einrichtungen blieben geschlossen, und vor Tankstellen und in Supermärkten reihten sich weiter Schlangen.

Die Provinzregierung von Ontario hat Geschäfte und Unternehmen angewiesen, ihren Stromverbrauch bis auf weiteres um 50 Prozent zu drosseln. General Motors Canada und DaimlerChrysler Canada ließen wissen, dass sie sich an die Weisung halten.

Dagegen blüht der Handel mit Blackout-Souvenirs im Internet, wie der US-Sender ABC berichtete. Tassen, T-Shirts und Einkaufstaschen mit der Aufschrift "Blackout 2003" und dem Datum von vergangenem Donnerstag wurden "innerhalb von Stunden" im Netz angeboten.

Mit Blick auf den nächsten Blackout preist ein Hersteller bereits jetzt die Taschenlampe an, die im Notfall auch ohne Batterie leuchtet.

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