Streit um Markenrechte eskaliert:Agfa-Photo vor der Zerschlagung

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Die Verhandlungen über den Verkauf der insolventen Agfa-Photo-Gruppe drohen zu scheitern. Wegen eines Streits um die Nutzung des Markennamens hat einer der beiden Interessenten seine Offerte zurückgezogen.

Stefan Weber

Die Gespräche mit dem letzten Bieter, dem britischen Photoautomaten-Betreiber Photo-Me, stocken.

Agfa: Wertvolle Traditionsmarke. (Foto: Foto: dpa)

Auf der Gläubigerversammlung der Agfa-Photo-Gruppe konnte Insolvenzverwalter Andreas Ringstmeier am Dienstag keine beschlussfähigen bindenden Angebote von Kaufinteressenten vorlegen.

Im Vorfeld des Treffens hatte überraschend der von der Private-Equity-Gesellschaft Cerberus unterstützte Agfa-Manager Jörk Hebenstreit seine Offerte zur Übernahme des gesamten Unternehmens zurückgezogen.

Hintergrund war der seit einigen Tagen tobende Streit um die Nutzung der Marke "Agfa Photo". Die belgische Muttergesellschaft Agfa-Gevaert N.V. hatte den Erwerbern von Agfa-Photo die Nutzung der Namensrechte unentgeltlich gestattet.

Forderung

Aber Hartmut Emans, Hauptgesellschafter der bisher von der Insolvenz nicht betroffenen Agfa-Photo-Holding, verlangt für die Weitergabe der Markenrechte einen zweistelligen Millionenbetrag.

Mitarbeiter, die an der Gläubigerversammlung im Kölner Amtsgericht teilnahmen, sehen in Emans den Hauptschuldigen für die Misere. Erst habe er den Niedergang des Unternehmen beschleunigt, dann blockiere er den Verkauf mit einer zweifelhaften Millionen-Forderung, hieß es.

Auch der britische Photoautomaten-Betreiber Photo-Me, zweiter Interessent an der gesamten Agfa-Photo-Gruppe, hat aufgrund der ungeklärten Markenrechte noch kein verbindliches Angebot abgegeben. Die Verhandlungen seien unterbrochen; eine Entscheidung werde in den nächsten Tagen fallen, sagte ein Sprecher des Insolvenzverwalters.

Nach Angaben von Agfa-Photo-Geschäftsführer Hans-Gerd Jauch will Photo-Me den Geschäftsbetrieb von Agfa-Photo langfristig mit nur 400 von 1900 Mitarbeitern fortführen.

Interessent Fuji

Als weiteren Interessenten, allerdings nur für die Produktion von Laborgeräten in den Werken München und Peiting mit 60 Mitarbeitern, nannte Jauch den japanischen Fuji-Konzern.

Sollten die Gespräche mit Photo-Me scheitern, will Ringstmeier Gespräche mit Bietern aufnehmen, die wie Fuji lediglich an der Übernahme von einzelnen Aktivitäten der Agfa-Photo-Gruppe interessiert sind.

Auf der Gläubigerversammlung bezifferte er die Verbindlichkeiten mit 250 Millionen Euro. Die Gläubiger könnten mit einer Quote von 30 Prozent rechnen. Zu den Hauptgläubigern zählen der Pensionssicherungsverein sowie Lieferanten. Banken sind nicht mit größeren Forderungen vertreten.

Hoffnungen nicht erfüllt

Zu den Gründen der Insolvenz sagte Ringstmeier: "Die Hoffnungen auf eine Wende im Laborgeräte-Geschäft haben sich nicht erfüllt, der Markt für Filme und Fotopapier ist im ersten Quartal 2005 zusammengebrochen."

Außerdem habe Agfa-Photo ein kaum durchschaubares Abrechnungssystem übernommen, aus dem sich große Finanzierungsprobleme ergeben hätten. Ein Anfangsverdacht der Staatsanwaltschaft, die Erwerber hätten über ihre Agfa-Photo-Holding Gelder illegal abgezweigt, bestätigte sich nicht. Dennoch waren bei der Gläubigerversammlung Vertreter der Staatsanwaltschaft anwesend.

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