Streit um ein Angebot an Sixt:"Günstixt" oder gratis?

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Im Wettrennen um den lukrativen Werbeetat des Autovermieters haben sich zwei Agenturen tief zerstritten.

Von Stefan Weber

In der kriselnden Werbebranche gilt der Autovermieter Sixt als begehrter Kunde. Während andere Unternehmen ihren Etat für Kommunikation zuletzt deutlich reduziert haben, investiert der nach eigenen Angaben führende deutsche Mobilitätsanbieter unverändert hohe Summen.

Großformatige Anzeigen, garniert mit witzigen, bisweilen schrillen Sprüchen - mit diesem Werbekonzept sorgt der Autoverleiher aus München seit vielen Jahren für Aufmerksamkeit. Inzwischen gehört Sixt zu den bekanntesten Marken.

Unsittliches Angebot

Ideengeber in Kommunikationsfragen ist seit langem die Hamburger Agentur Jung von Matt. Um den Sixt-Etat ins eigene Haus zu holen, hat die Agenturgruppe BBDO dem Autovermieter nach Angaben von Holger Jung und Jean-Remy von Matt, den geschäftsführenden Gesellschaftern von Jung von Matt, ein Angebot gemacht, das gegen die guten Sitten in der Branche verstößt: Drei Jahre lang, so lautet der Vorwurf, habe BBDO unentgeltlich für Sixt arbeiten wollen.

Obendrein habe sich die umsatzstärkste deutsche Agentur an den Kosten beteiligen wollen, die Sixt aus der Auflösung des Vertrages mit Jung von Matt entstehen. André Kemper, seit Juli 2003 geschäftsführender Gesellschafter bei BBDO in Düsseldorf, weist die Vorwürfe gegenüber der Süddeutschen Zeitung als "massive Rufschädigung" zurück.

Brisante Vorgänge

Von rechtlichen Schritten ist die Rede. Der Ehrenrat des Gesamtverbandes der Werbeagenturen in Deutschland (GWA) soll eingeschaltet werden. Am Dienstag hat sich GWA-Vizepräsident Gerhard Mutter bereit erklärt, zwischen beiden Seiten zu vermitteln. Das ist schon deshalb brisant, weil Holger Jung Präsident des GWA ist und Rainer Zimmermann, bis Ende März 2004 Chef von BBDO, ebenfalls dem Präsidium des Verbandes angehört.

Mutters erste Versöhnungsversuche klangen denn auch eher hilflos: "Zumindest haben beide Seiten klar gemacht, dass sie bis dahin menschlich gut miteinander ausgekommen sind."

Über die Konditionen, mit denen BBDO mit Sixt ins Geschäft kommen wollte, ist nichts Konkretes zu erfahren. Tatsache ist, dass die Düsseldorfer Agenturgruppe, die zuletzt einige namhafte Etats an die Konkurrenz verloren hatte, stark an einer Zusammenarbeit mit dem Autovermieter interessiert war.

Ritterschlag

Dies schon deshalb, weil ein Kontrakt mit Sixt in der Branche als Ritterschlag gilt, der möglicherweise andere Aufträge nach sich zieht. Verbindungen existierten bereits: Eine Tochtergesellschaft berät Sixt seit längerem auf Honorarbasis in strategischen Fragen. André Kemper, bei BBDO mit dem Auftrag angetreten, das kreative Potenzial der Agentur anzukurbeln, betont: "Wir haben für Sixt eine Kampagne im Bereich Flughafen-Promotion entwickelt.

Dies ist auf ausdrücklichen Wunsch und Anfrage seitens Sixt geschehen. Ein Honorar haben wir nicht verlangt, weil Sixt bereits unser Kunde ist." Bei dem Autovermieter hat man dies so nicht in Erinnerung. Es habe lediglich eine lose Anfrage gegeben, heißt es. Die Konditionen von BBDO seien "sehr attraktiv" gewesen", sagt ein Unternehmenssprecher.

Günstixte Konditionen

Kemper bezeichnet die Offerte in Anlehnung an einen Sixt-Slogan "günstixt, aber nicht gratis." So habe er unter anderem eine gegenseitige Verrechnung von Leistungen vorgeschlagen. Immerhin überweist BBDO jährlich mehr als eine Million Euro für die Nutzung der von Sixt bereit gestellten Fahrzeugflotte. Während die beiden Agenturen bis auf weiteres tief zerstritten sind, hat Sixt keinen Grund zur Klage.

Der Autovermieter hat mit Jung von Matt, mit deren Ideen er Gerüchten zufolge zuletzt nicht immer zufrieden war, einen neuen Vertrag bis 2005 geschlossen. Die Konditionen sind, so ist zu vermuten, günstixt.

© SZ v. 14.1.04 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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