Streik-Vorbereitungen:Ausländische Lokführer sollen aushelfen

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Bereits ab Montag drohen neue Streiks bei der Bahn. Das Unternehmen versucht, die Folgen abzufedern - offenbar auch mit Hilfe der Nachbarländer.

Die Deutsche Bahn setzt bei einem möglichen Streik einem Zeitungsbericht zufolge auf Lokführer aus den Nachbarländern. Diese sollten helfen, die Folgen eines Arbeitskampfes abzumildern, berichtete die Bild am Sonntag unter Berufung auf Bahnkreise.

Gewerkschafter alter Schule: GDL-Chef Manfred Schell will am Montag mitteilen, ob und wie die Gewerkschaft streikt. (Foto: Foto: AP)

"Wir wollen Lokführer aus dem Ausland wie Österreich und der Schweiz als Aushilfskräfte verpflichten", sagte ein hoher Bahnmanager der Zeitung. Sein Unternehmen habe Notfallpläne entwickelt, damit möglichst wenige Zugverbindungen ausfielen.

Die Lokführergewerkschaft GDL und die Bahn konnten sich bisher nicht auf einen Tarifvertrag einigen. Die GDL will nun am Montag bekannt geben, wann und auf welchen Strecken gestreikt werden soll. Arbeitsniederlegungen bereits am Montagnachmittag sind nicht ausgeschlossen. Am Tag der Deutschen Einheit wollen die Lokführer den Bahnverkehr dagegen nicht behindern.

Die Bahn ist nach Angaben von Personalvorstand Margret Suckale "besser als beim letzten Mal" auf Streiks vorbereitet. Laut S piegel hat die Bahn Notfall-Dienstpläne ausgearbeitet, so dass streikwillige Lokführer gar nicht erst zum Einsatz kommen.

Einspringen sollen nach Suckales Angaben Fahrer mit Beamtenstatus, die nicht streiken dürfen, sowie Lokführer, die den Bahngewerkschaften Transnet und GDBA angehören. So wolle die Bahn sicherstellen, dass deutlich über die Hälfte der Züge im Nah- und Fernverkehr fahren werden.

Struck hält an Bahnprivatisierung fest

SPD-Fraktionschef Peter Struck hat derweil die umstrittene Privatisierung der Bahn verteidigt. "Es gibt kein zurück", sagte Struck in einem Interview der Welt am Sonntag. Das gelte sowohl für die Fraktion als auch für den SPD-Parteitag Ende Oktober in Hamburg.

Zuletzt hatten die Länder erhebliche Bedenken gegen die Privatisierung vorgebracht. "Es ist doch klar, dass die Länder versuchen werden, zum Preis ihrer Zustimmung mehr Regionalisierungsmittel aus dem Bundeshaushalt für die Bahn-Reform zu bekommen", sagte Struck dazu. Das sei ein normaler Vorgang und einkalkuliert worden. "Aber ich denke, dass der Parteitag Ende Oktober die Bahn-Reform grundsätzlich passieren lässt", sagte er.

Struck fügte hinzu, der Bundeshaushalt sei nicht in der Lage, mehr als die schon jetzt vereinbarten zweieinhalb Milliarden Euro jährlich zur Verfügung zu stellen. Um die Bahn wettbewerbsfähiger zu machen, müsse es darum gehen, andere Investoren zu finden. In der SPD gebe es eine Diskussion, ob das Geld durch eine sogenannte Volksaktie aufgebracht werden könnte.

Diskussion um höhere Fahrpreise

Die Bahn will ihre Ticketpreise im Nah- und Fernverkehr vom 9. Dezember an um durchschnittlich knapp drei Prozent erhöhen. Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) verteidigte diese Pläne: "Die Fahrpreiserhöhung ist offensichtlich notwendig, um die wirtschaftliche Balance im Unternehmen zu erhalten und zum Beispiel auf die gestiegenen Energiepreise zu reagieren", sagte er der Bild am Sonntag. Der Minister warnte vor überzogener Kritik: "Im Vergleich zu Auto und Flugzeug haben die Bahnkunden allen Grund, mit Schnelligkeit, Pünktlichkeit und Service alles in allem zufrieden zu sein." Zudem verwies Tiefensee auf die vielen Sonderangebote der Bahn, mit denen der Normalpreis umgangen werden könne.

Die Bahn kündigte am Samstag eine neue Umwelt BahnCard 25 an. Mit ihr könne der Kunde bis zu 62,5 Prozent sparen, da sie Rabatt auch für Sparpreise gebe. Sie wird demnach ab Montag bis zum 8. Dezember verkauft und gilt 25 Wochen - also bis maximal zum 31. März 2008. Die Umwelt Bahncard kostet 25 Euro für die zweite und 50 Euro für die erste Klasse.

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