Stiftung Warentest:Sparen durch wechseln

Lesezeit: 2 min

Nach Einführung der Gesundheitsreform sind die Beiträge für die meisten Mitglieder gesetzlicher Krankenkassen nicht gesunken — sparen lässt sich nur durch einen Wechsel der Kasse.

Von Steffen Uhlmann

Laut Werner Brinkmann, Vorstand der Stiftung Warentest, der die Bilanz für 2003 vorlegte und gleichzeitig auf die neueste Untersuchung zu den Krankenkassen im Finanztest verwies, könnten gesetzlich Versicherte und ihre Arbeitgeber bei einem Wechsel zur kostengünstigsten Kasse jeweils bis zu 35 Euro im Monat sparen.

Dabei seien die Leistungen der untersuchten 144 Kassen im Wesentlichen gleich. Die Beiträge schwankten zwischen 12,9 Prozent beim Testsieger BKK ATU und 15,7 Prozent beim teuersten Anbieter, der IKK Bayern.

Vor allem chronisch Kranke oder Kassenmitglieder mit erhöhtem Krankheitsrisiko sollten sich allerdings nicht nur am Beitragssatz orientieren, raten die Verbraucherschützer.

Denn Unterschiede seien immer dort groß, wo die Kassen über das gesetzliche Maß hinaus Zusatzleistungen anbieten dürften oder in Modellvorhaben neue Erfahrungen erprobten. So haben nach Brinkmanns Angaben inzwischen fast alle Krankenkassen Akupunktur als Therapieverfahren für Schmerzpatienten im Angebot oder bieten im Rahmen von Erprobungsprogrammen nun Früherkennungsuntersuchungen oder neue Therapien etwa gegen Neurodermitis an.

Mehrleistungen dürften die Kassen darüber hinaus bei Krankengeld für Selbstständige, ambulanten Kuren, häuslicher Krankenpflege, der Hospizversorgung oder in Form von Schulungen für chronisch Kranke bieten.

Kritisch sehen die Verbraucherschützer die neuen Selbstbehalttarife, die mehr als die Hälfte der untersuchten Kassen ihren freiwillig Versicherten anbieten.

Warentest, so Brinkmann, rate von diesen Tarifen, bei denen die Patienten einen Teil der Behandlungskosten selbst tragen müssten, dringend ab. Mit dem Selbstbehalttarif sei das Kostenerstattungsverfahren verbunden: Dabei trete der Patient beim Arzt wie ein Privatversicherter auf, müsse also auch bei Begleichung der Rechnung in Vorleistung gehen.

Anders als ein Privatpatient bekomme der gesetzlich Versicherte aber nicht die volle Summe ersetzt, weil die gesetzlichen Krankenkassen Gebühren nur in Höhe der Kassensätze erstatteten. Außerdem zögen sie gesetzliche Zuzahlungen und Verwaltungskosten ab.

Mehr als 80 Prozent der untersuchten Kassen lockten inzwischen mit Bonusprogrammen für gesundheitsbewusstes Verhalten, erklärte der Stiftungsvorstand.

Aber auch hier riet Brinkmann zur Vorsicht, da ein Teil dieser Programme mit dem Selbstbehalttarif gekoppelt sei. Das sei zum Beispiel bei 15 der 17 untersuchten Allgemeinen Ortskrankenkassen (AOK) der Fall. Wer gesund bleibe, könne damit Geld sparen; wer öfter zum Arzt müsse und Medikamente benötige, zahle "unter Umständen bis zu 150 Euro im Jahr drauf". Die Stiftung selbst hat sich für dieses Jahr vorgenommen, das soziale und ökologische Verhalten von Unternehmen in ihre Untersuchungen mit einzubeziehen.

Streit mit Uschi Glas

In einem ersten Test, so Brinkmann, wolle man untersuchen, wie die Firmen mit ihren Beschäftigten umgehen, welche Mindestsozialstandards eingehalten werden und welche Rolle der Umweltschutz im Produktionszyklus spielt.

Schon 2003 hat die Stiftung mit 225 Untersuchungen gegenüber 157 Tests im Vorjahr ihr Leistungsangebot erweitert. Während sich der Umsatz bei den Internetangeboten auf 1,1 Millionen Euro verdoppelt habe, seien die Umsatzerlöse insgesamt rückläufig gewesen - von 43,1 auf nur noch 40,8 Millionen Euro. Die Zeitschrift test (Auflage 605 000) habe dabei 2003 monatlich rund 20 000 Exemplare weniger verkauft und das Magazin Finanztest (Auflage 307 000) rund 13 000 Käufer verloren.

Nichts Neues gebe es im Streit mit Uschi Glas, berichtete Brinkmann. Die Schauspielerin habe zwar wiederholt damit gedroht, die Stiftung wegen der schlechten Beurteilung ihrer Gesichtscreme ("mangelhaft") zu verklagen, bislang aber sei nichts geschehen.

"Wir hätten uns in diesem Fall fast gewünscht, dass es zu einer gerichtlichen Auseinandersetzung gekommen wäre", betonte Brinkmann. Schließlich habe die Verbraucherschutzorganisation keinen Zweifel, dass der Rechtsstreit zu ihren Gunsten ausgegangen wäre.

© SZ vom 16.06.2003 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: