Steuertricks in Frankreich:Tricks, mit denen Reiche Steuern vermeiden

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  • Eine vertrauliche Aufstellung der Steuerverwaltung zeigt, wie 50 französische Superreiche genau der Steuer entgehen, die gerade sie zahlen sollen: der Reichensteuer ISF.
  • Die Steuer trifft gerade Milliardäre nur in sehr vermindertem Maß - sofern sie überhaupt bezahlen müssen.

Von Leo Klimm, Paris

Diese Liste hat das Zeug, Frankreichs gesellschaftliche Konflikte zu verschärfen. Eine vertrauliche Aufstellung der Steuerverwaltung zeigt, wie 50 französische Superreiche genau der Steuer entgehen, die gerade sie zahlen sollen: Die Reichensteuer ISF trifft sie laut dem Dokument, das vom Enthüllungsblatt Canard enchaîné am Mittwoch veröffentlicht wurde, nur in sehr vermindertem Maß - wenn sie überhaupt bezahlen müssen. Der Liste zufolge hätten die 50 vermögenden Bürger ohne einen Steuerkniff 2015 zusammengenommen 220 Millionen Euro an Vermögensteuer zahlen müssen. Tatsächlich führten sie nur gut 21 Millionen Euro ab.

Das - von der Zeitung teils geschwärzte - Dokument liest sich wie das Who is Who der französischen Milliardäre: Bernard Arnault steht darauf, der Chef des Luxusgüterkonzerns LVMH, oder Philippe Dumas, Großaktionär des LVMH-Rivalen Hermès.

Bettencourt zahlt gar keine Vermögensteuer

An der Spitze steht Liliane Bettencourt, Haupteignerin des Kosmetikherstellers L'Oréal. Bettencourt, geschätztes Vermögen von 35 Milliarden Euro, gehört auch zu den elf Personen auf der Liste, die 2015 gar keine Vermögensteuer beglichen. Denn von gut 61 Millionen Euro, die bei ihr laut Berechnung der Finanzbeamten fällig wären, ziehen Bettencourts Steuerberater ganz legal einen Abschlagsbetrag in gleicher Höhe ab. Das geht, weil Bettencourt zuvor ein versteuerbares Jahreseinkommen von 80 Millionen angegeben hatte. Einem Urteil des französischen Verfassungsrats zufolge dürfen alle gezahlten Steuern auf das Einkommen zusammengenommen 75 Prozent nicht übersteigen. Diese Grenze liegt bei Bettencourt just bei gut 60 Millionen Euro. Das Pariser Finanzministerium stellte am Mittwoch Anzeige wegen Verletzung des Steuergeheimnisses.

Die Vermögensteuer gilt in Frankreich seit 1989. Sie greift in gestaffelten Sätzen ab einem Vermögen von 1,3 Millionen Euro. Erst vergangene Woche war aufgeflogen, dass der Wirtschaftsminister des Landes, Emmanuel Macron, wegen dieser Steuer einige Tausend Euro nachzahlen musste. Ihren Gegnern gilt die Steuer als ein Grund dafür, dass die Zahl der Haushalte mit mehr als 200 000 Euro steuerpflichtigem Jahreseinkommen in Frankreich seit Jahren sinkt. Die Reichensteuer verleite Gutverdiener, den Wohnsitz ins Ausland zu verlegen. "Die ISF ärgert die Millionäre, aber die Milliardäre stört sie nicht", zitiert der Canard enchaîné eine spöttische Bemerkung von Ex-Finanzminister Dominique Strauss-Kahn.

© SZ vom 09.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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