Steuerhinterziehung:Swatch unter Verdacht

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Zwei ehemalige Angestellte des Uhrenherstellers behaupten laut Medienberichten, dass Swatch bei der internationalen Steueroptimierung zu weit gegangen sei.

Von Thomas Kirchner

Im derzeitigen Börsenklima reicht wenig, um eine Verkaufsstimmung zu erzeugen. Was dem Swatch-Management am Freitag vorgeworfen wurde, hätte indes auch in besseren Zeiten zu einem Kurssturz geführt.

Weltweit bekannt: Swatch-Uhren. (Foto: Foto: AP)

Gemäß Medienberichten behaupten zwei ehemalige Angestellte, der Uhrenkonzern habe seine asiatische Ländergesellschaft jahrelang dazu benutzt, mithilfe von Transferzahlungen Steuern in mehreren Ländern zu hinterziehen. Hohe Manager sollen zudem versucht haben, den Fall zu vertuschen, nachdem sich die Angeklagten bei ihren Vorgesetzten beklagt hatten.

Mehr als zehn Prozent rutschte die Swatch-Aktie daraufhin zu Börsenbeginn ab, um sich im Laufe des Tages, nach Beschwichtigungen von Analysten und einem energischen Dementi der Swatch-Führung, auf ein Minus von vier Prozent zu erholen.

Britisches Steuerparadies

Die beiden Ex-Mitarbeiter der im britischen Steuerparadies Virgin Islands angemeldeten Swatch Asia Inc. waren in der Finanzkontrolle tätig gewesen und hatten das Unternehmen im Januar verlassen.

Laut dem Wall Street Journal reichten sie am 25. Juni eine Beschwerde beim US-Arbeitsministerium ein, das den Fall untersucht. Die neuere amerikanische Gesetzgebung schützt so genannte "Whistleblower", die ihr Unternehmen illegaler Handlungen bezichtigen, besser als früher.

Swatch ist in den USA zwar nicht notiert, doch sollen die Steuerhinterziehungen auch den US-Fiskus betreffen.

Interne Lieferungen

Im Detail wird Swatch vorgeworfen, bei der internationalen Steueroptimierung, die in global tätigen Unternehmen üblich ist, zu weit gegangen zu sein. Der einzige Zweck von Swatch Asia sei es gewesen, die Preise für interne Lieferungen so zu gestalten, dass Steuern und Zölle in Asien, Australien und zum Teil in den USA vermieden werden konnten.

Einer der beiden Ex-Angestellten schätzt, auf diese Weise seien in Asien und Australien innerhalb von sechs Jahren 180 Millionen Dollar hinterzogen worden.

Ebenfalls am Freitag veröffentlichte die Financial Times einen E-Mail-Verkehr, in dem eine australische Swatch-Mitarbeiterin ihren Unmut äußert.

"Aus dem Zusammenhang gerissen"

Ein Manager in der Bieler Zentrale legt ihr daraufhin nahe, entsprechende Dokumente nicht aus der Hand zu geben, schließlich könnten sie "einen negativen Einfluss auf die Beziehungen zum australischen Fiskus" haben. Die Mails seien zwar vielleicht authentisch, zitiert das Blatt ein Mitglied des Swatch-Managements, aber "aus dem Zusammenhang gerissen".

Analysten zeigten sich verwundert über die parallele Veröffentlichung der Vorwürfe. Die Geschichte trage "alle Zeichen einer Aktion von frustrierten Ex-Angestellten", kommentierte die Bank Pictet.

Auf diesen Nenner brachte auch Swatch den Fall in einer Stellungnahme. Es handle sich um einen Arbeitskonflikt. Einer der Ex-Mitarbeiter habe nach der Entlassung eine Abgangsentschädigung verlangt, die man ihm nicht gewährt habe. Dennoch sei man den Vorwürfen nachgegangen, bislang aber noch nicht auf Fehlhandlungen gestoßen.

© SZ vom 14.08.04 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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