Statistisches Bundesamt:Mehr oder weniger

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Viele in Deutschland würden gerne im Schnitt 11,3 Stunden pro Woche länger arbeiten und mehr Geld verdienen.

So viel Arbeit war nie in Deutschland - und dennoch können viele Menschen nicht so viel anpacken, wie sie eigentlich wollen. Zu diesen Menschen gehören - natürlich - die meisten der etwa 2,1 Millionen Erwerbslosen und der etwa einen Million Menschen, die dem Arbeitsmarkt nicht kurzfristig zur Verfügung stehen. Zu ihnen gehören aber auch gut 2,9 Millionen Jobinhaber im Alter von 15 bis 74 Jahren, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch bekannt gab. Sie wollten im vergangenen Jahr im Schnitt 11,3 Stunden pro Woche länger arbeiten und entsprechend mehr Geld verdienen.

Vor allem teilzeitbeschäftigte Frauen wünschen sich demnach mehr Arbeit. Fast 15 Stunden in der Woche würden sie drauflegen, wenn sie könnten. Von den 1,6 Millionen nach eigener Einschätzung unterbeschäftigten Teilzeitkräften sind rund drei Viertel weiblich. Sie arbeiten im Schnitt knapp unter 18 Stunden in der Woche. "Viele kommen nach der Kinderpause aus der Teilzeitfalle nicht heraus", sagt Enzo Weber vom Institut für Arbeitsmarkt und Berufsforschung (IAB). Auch die Pflege älterer Angehöriger bleibe oft Sache der Frauen, die dafür im Job zurücksteckten. Notwendig seien aus seiner Sicht der Ausbau von Kinderbetreuungsmöglichkeiten und flexible Angebote von Unternehmen.

Selbst so mancher Vollzeit-Beschäftigten würde gern länger bleiben: 1,3 Millionen Arbeitnehmern reicht ihre 40-Stunden-Woche nicht. Drei Viertel von ihnen sind Männer. Sie wollten 2014 im Schnitt sieben Stunden mehr arbeiten. Auf der anderen Seite stehen rund 900 000 Erwerbstätige, die ihre Arbeitszeit trotz Einkommenseinbußen gerne reduzieren würden, im Schnitt von knapp 45 Stunden auf 34 pro Woche. In dieser Gruppe sind die Männer leicht in der Überzahl, nach den Gründen wurde nicht gefragt. Besonders lange Arbeitszeiten haben laut Erhebung Selbstständige, Führungskräfte und Beschäftigte in der Landwirtschaft. Im Vergleich zum Jahr 2013 ist die Zahl der Unterbeschäftigten um 6,5 Prozent gesunken. Die Zahl der Menschen mit zu viel Arbeit wuchs hingegen um 5,2 Prozent.

© SZ vom 25.06.2015 / SZ/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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