Statistisches Bundesamt:Insiderhandel mit Inflationsdaten?

Unbekannte könnten Daten des Statistischen Bundesamtes für strafbaren Insiderhandel genutzt haben. Das Wall Street Journal berichtet über verdächtige Kursausschläge, bevor das Amt Daten zur Konjunktur veröffentlichte.

Von Jan  Schmidbauer, München

Daten des Statistischen Bundesamts könnten für strafbaren Insiderhandel genutzt worden sein. Wie das Wall Street Journal berichtet, kam es an der Börse zu auffälligen Kursausschlägen im Währungshandel, wenige Minuten bevor die Statistikbehörde wichtige Konjunktur-Kennzahlen offiziell bekannt gab. Der Verdacht beruht auf einer Analyse, die ein Finanzprofessor im Auftrag des Blattes erstellt hatte.

Konkret geht es um Daten wie den monatlichen Inflationswert oder das Bruttoinlandspunkt. Diese können einen hohen Einfluss auf die Entwicklung von Devisenkursen haben. Das Statistische Bundesamt gibt die Kennzahlen vor Veröffentlichung lediglich an Nachrichtenagenturen heraus, damit deren Journalisten ihre Berichterstattung besser vorbereiten können. Damit soll nun allerdings Schluss sein. "Das Verfahren werden wir ab Januar einstellen", sagte ein Sprecher. Man sei von der US-Zeitung mit den Recherchen konfrontiert worden. Konkrete Erkenntnisse, wer hinter dem möglichen Insiderhandel stecken könnte, habe die Statistikbehörde bislang nicht. Es bestünde jedoch "der Eindruck, dass Informationen durchsickern".

Insiderhandel ist in Deutschland und in vielen anderen Staaten strafbar. Das Statistische Bundesamt wird den Fall nicht weiter untersuchen, steht aber schon mit der Finanzaufsichtsbehörde Bafin in Kontakt, die in Deutschland für solche Fälle zuständig ist. Nach Angaben des Wall Street Journal ermittelt die Finanzaufsicht bereits wegen Unregelmäßigkeiten im Zusammenhang mit der Veröffentlichung von Marktdaten. Die Finanzaufsicht war für eine Stellungnahme am Freitag nicht zu erreichen.

© SZ vom 23.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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