Start mit Lieferproblemen:Rivalen der Rennbahn

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Gibt es "Österreich" wirklich? Das haben sich Freitag früh viele in der Alpenrepublik gefragt.

Wolfgang Simonitsch

Die mit großem Wirbel für 1. September angekündigte neue Tageszeitung, deren Namen manche für einfallslos, andere für genial halten, war nicht zu finden. "Lieferschwierigkeiten" und "technische Probleme", haben die Brüder Wolfgang und Helmut Fellner später erklären lassen, die Österreichs 17. Kaufzeitung gut 18 Monate lang vorbereitet hatten.

Erst gegen neun Uhr wurden in Wien die ersten von angeblich 500.000 Exemplaren an die Kioske geliefert. Sie sollen dem führenden Boulevard-Blatt Neue Kronen Zeitung und dem Kurier Leser abspenstig machen.

Kein Scoop

Aber auch die Verlagsgruppe News, an der die Fellners beteiligt sind, fürchtet die neue Konkurrenz. Auf Druck des deutschen Mutterkonzerns Gruner+Jahr reduzierten die Brüder nun ihr Engagement dort auf eine Finanzbeteiligung.

Die Erstausgabe von Österreich aber hatte keinen journalistischen Scoop zu bieten und zeigt auf dem Titel ein Computer-Bild des Entführungsopfers Kampusch mit der spekulativen Zeile "Natascha: Nächste Woche im TV".

Auch sonst kommt das Blatt im Tabloidformat inhaltlich und optisch wenig spektakulär daher, eher bunt und unruhig: Die 64 Seiten sind wegen der vielen Köpfe, Kurzmeldungen und Info-Boxen stark zergliedert. Insgesamt hat Österreich gut 220 Seiten - im Hauptblatt liegen drei weitere Zeitungen, eine grau-bunte über das Bundesland Wien und zwei Hochglanz-Magazine: ein Lifestyle-Produkt und eine TV-Beilage.

Trotz aller Startprobleme: Ein paar tausendmal gab es Österreich doch schon vor der Zeit. Am Donnerstag kurz vor Mitternacht durfte ein ausgesuchtes Publikum von etwa 1200 Prominenten aus Politik, Werbewirtschaft und der Bussi-Gesellschaft das Blatt erstmals anfassen.

Sie waren zum Aufgalopp ins fußballfeldgroße Partyzelt an der Wiener Pferderennbahn Freudenau gekommen, wo ein gutes Dutzend Starköche werkte.

Etliche hundert der angeblich schon 55.000 Probe-Abonnenten standen abseits. Mit Plastikbechern und Chips in der Hand erlebten sie den Start von Österreich außer Sichtweite der Promis vor Video-Wänden an der Rennbahn.

© SZ vom 02.09.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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