Standort Bayern:Wehraufträge sichern Arbeitsplätze

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Die Perspektiven für die Luftfahrtindustrie werden wegen einiger militärischer Programme wieder besser beurteilt. Vor allem Bayern dürfte davon profitieren.

Von Sibylle Haas

(SZ vom 30.10.03) — Der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie (BDLI), Rainer Hertrich, äußerte sich daher "verhalten zuversichtlich" für dieses und das nächste Jahr.

Die wirtschaftliche Lage der zivilen Luftfahrt werde weiter schwierig bleiben, "der Markt ist noch nicht aus der Krise", betonte BDLI-Präsident Rainer Hertrich, einer der beiden Vorstandsvorsitzenden des europäischen Luftfahrt-, Raumfahrt- und Verteidigungskonzerns EADS, in München.

Die Krise im zivilen Bereich werde aber durch gut laufende militärische Programme kompensiert. Hertrich nannte den Eurofighter, den Kampfhubschrauber Tiger und den Transporthubschrauber NH90.

Stabilisierende Entwicklung

Die gute Entwicklung im militärischen Bereich wirke sich stabilisierend auf die ganze Branche aus, sagte Hertrich. Deshalb rechne der BDLI im laufenden Geschäftsjahr mit einem Umsatz auf Vorjahreshöhe und einer stabilen Beschäftigungslage.

Im vorigen Jahr hat die deutsche Luft- und Raumfahrtindustrie mit knapp 70.000 Mitarbeitern rund 15,3 Milliarden Euro umgesetzt. Die positive Grundtendenz gelte auch für 2004, sagte Hertrich. Die deutlich größere Zuversicht als noch vor sechs Monaten hänge vor allem "mit den richtigen politischen Weichenstellungen" zusammen, sagte der BDLI-Präsident.

Galileo in Bayern

Er nannte in diesem Zusammenhang den Start des Programms für den Bau des Militärflugzeugs A400M. Darüber hinaus habe der Ministerrat der europäischen Raumfahrtorganisation ESA das Satelliten-Navigationssystem Galileo auf den Weg gebracht und das Programm für die Trägerrakete Ariane gesichert.

Das Ariane-Programm sei das größte Projekt in der europäischen Raumfahrt. Bei Galileo habe Bayern den Hauptsitz und Deutschland die industrielle Führung übernommen, etwa 20.000 Arbeitnehmer würden für die Erstellung der Weltraum- und Bodeninfrastruktur benötigt, im anschließenden Betrieb weitere 2000.

Mehr Kohle in den USA

"Spitzentechnologien sind zur Bewältigung der neuen außen- und sicherheitspolitischen Lage unverzichtbar", betonte Hertrich. Für die militärische Forschung und Entwicklung in Deutschland stünden allerdings zu geringe Mittel im Verteidigungshaushalt zur Verfügung, mahnte er.

Deshalb drohe die noch vorhandene technologische Kompetenz zu versiegen. Dies betreffe insbesondere die Verteidigungselektronik und die Lenkflugkörper-Technik. "Es ist heute schon so, dass die Amerikaner mehr Geld haben", so Hertrich.

Hertrich hob die Rolle Bayerns in der Luft- und Raumfahrtindustrie hervor. Nach seinen Angaben tragen bayerische Unternehmen und Produktionsstätten rund 5,8 Milliarden Euro zum Gesamtumsatz von 15,3 Milliarden Euro bei. 38 Prozent der Beschäftigten der deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie kämen aus Bayern.

Kooperationsvertrag mit Bayern

Mit dem Arbeitsprogramm "Luftfahrt, Raumfahrt und Satellitennavigation" soll der Technologie-Standort Bayern gestärkt werden. Daher hat der BDLI nach Angaben seines Präsidial-Geschäftsführers Hans-Joachim Gante mit Bayern als erstem Bundesland einen Kooperationsvertrag geschlossen.

Gante bezeichnete dies als "besonderes Beispiel einer Private-Public-Partnership". Künftig werde ein Mitarbeiter des BDLI in Bayern stationiert werden. Ein Schwerpunkt werde sein, ein Netzwerk aufzubauen.

Das Bayerische Wirtschaftsministerium fördert die Umsetzung des Aktionsprogramms in den nächsten drei Jahren mit 450.000 Euro.

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