Standardisierte Vermögensverwaltung:Teurer Fonds-Mix für bequeme Leute

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Wenn es ums Geld geht, überlassen viele Kleinanleger am liebsten alles der Bank. Die beschränkt sich dann allerdings meist auf einen standardisierten Mix aus Investmentfonds. Und die Erträge fielen zuletzt eher bescheiden aus.

Von Thomas Öchsner

Die Zeiten, in denen es nur wirklich vermögenden Investoren vorbehalten blieb, sich das Vermögen durch eine Bank verwalten zu lassen, sind schon lange vorbei: Seit Anfang der neunziger Jahre bieten die deutschen Großbanken, die Sparkassen und die Volks- und Raiffeisenbanken auch Anlegern, die nicht ein paar hunderttausend Euro auf die Seite legen können, eine professionell gemanagte Geldanlage an.

Mit der Hektik an den Börsen wollen viele Anleger nichts zu tun haben. Sie überlassen die Verwaltung ihres Fondsdepots lieber ihrer Bank. (Foto: Foto: Reuters)

Der Service ist dabei aber beschränkt: Statt für die Kunden individuell ausgesuchte Wertpapiere zu kaufen, locken die Geldinstitute mit einer Mischung aus Fonds, die für alle Kunden gleichzeitig gilt.

Dieses Angebot stößt nach wie vor auf großes Interesse: Der Marktführer Deka, die Fondsgesellschaft der Sparkassen, verwaltet mehr als 300.000 solcher Depots. Allein bei den vier Großbanken, Deutsche Bank, HypoVereinsbank, Commerzbank und Dresdner Bank, sowie bei der Deka und den Genossenschaftsbanken sind rund 20,4 Milliarden Euro in der fondsgebundenen Vermögensverwaltung angelegt.

Unterdurchschnittliche Renditen

"Das Produkt ist im Prinzip für jeden Anleger geeignet, der Anlageentscheidungen nicht selbst treffen will und sich mit Sparbuch-Zinsen nicht zufrieden gibt", sagt Rüdiger Sälzle, Geschäftsführer des Münchner Fondsanalyse-Unternehmens Fondsconsult.

Wer allerdings die einzelnen Angebote bei der Vermögensverwaltung mit Fonds vergleichen will, hat es schwer: "Die Kosten sind für den Laien schwer nachzuvollziehen, und bei der Wertentwicklung gibt es keine öffentlich zugänglichen Vergleiche", sagt Sälzle.

Die Experten von Fondsconsult haben deshalb die sechs großen deutschen Vermögensverwalter auf Fondsbasis untersucht. Wichtigstes Ergebnis der Studie, die der Süddeutschen Zeitung vorliegt: Wer sich um nichts kümmern will und die Fondsanlage seiner Bank überlässt, muss sich nach Abzug von Kosten in der Regel mit unterdurchschnittlichen Renditen begnügen. Was Anleger noch dazu wissen sollten - ein Überblick:

Die Mindestanlage: Die meisten Anbieter verlangen 15.000 Euro. Nur die Commerzbank und die Deutsche Bank bei ihrem neuen Produkt "db Privatmandat plus" offerieren ihre Dienste erst ab einer Mindesteinlage von 25.000 Euro an.

Die Depot-Varianten: Bei der fondsgebundenen Vermögensverwaltung bieten alle untersuchten Institute verschiedene Varianten an. Diese unterscheiden sich durch die Höhe der Aktienquote. Die risikoarme Variante für eher auf Sicherheit bedachte Anleger erhält einen Großteil von Fonds, die in festverzinsliche Wertpapiere investieren (Rentenfonds). Hier werden meist nicht mehr als 30 Prozent in Aktienfonds angelegt.

Umgekehrt ist es bei der offensiven Anlagestrategie. Sie kommt für risikofreudige Anleger in Frage, die überdurchschnittliche Renditen erzielen wollen und auch bei starken Wertschwankungen ihres Fondsvermögens gut schlafen können. Hier können bis zu 100 Prozent in Aktienfonds fließen. Nach Angaben des Fondsexperten Sälzle entscheiden sich die meisten Anleger aber für einen Mittelweg und favorisieren ausgewogene Anlagestrategien. Dabei bewegt sich die Aktienquote um die 50 Prozent.

Die Fondsauswahl: Die Banken setzen vor allem auf hauseigene Produkte, also auf Fonds der Investmentgesellschaft, die zum Gesamtkonzern gehört. Aus Sicht der Geldinstitute ist dies eine verständliche Strategie, nicht nur, weil sie genau wissen, was sie dem Kunden ins Depot legen. Das bringt auch Geld in die Kasse. "Zusätzlich zu den Verwaltungshonoraren wird mit der Investition in die zumeist hauseigenen Produkte ein weiterer Zusatzertrag generiert", sagt Sälzle. Nur die Commerzbank legt in größerem Umfang auch Fremdfonds in das Depot.

Die Kosten: Sie sind für den Anleger teilweise schwer zu überschauen. Denn nicht alle Anbieter verlangen einen Pauschalpreis. Die Deka stellt zum Beispiel Einstiegs- , Management- und Depotgebühren in Rechnung. Die Spanne bei den Gebühren ist beträchtlich. Der günstigste Anbieter, zum Beispiel innerhalb der risikoorientierten Klasse, ist die Deka mit Gebühren von insgesamt 1,15 Prozent pro Jahr. Der teuerste Anbieter, die Deutsche Bank, kassiert in dieser Klasse dagegen 2,29 Prozent pro Jahr. Im Durchschnitt sind hier laut Fondsconsult 1,75 Prozent pro Jahr zu berücksichtigen. Ausgabeaufschläge für den Kauf der Fonds fallen dagegen nicht an.

Die Wertentwicklung: Betrachtet man einen Zeitraum von drei oder fünf Jahren, ist das Ergebnis nicht gerade überraschend: Je aktienlastiger die Strategie, desto schlechter fällt die Wertentwicklung aus. Hier schlägt die jahrelange Baisse an den Aktienmärkten durch, der sich die Fonds nicht entziehen können. Sälzle empfiehlt deshalb Anlegern, die auf den Fondsmix setzen, grundsätzlich einen langen Atem: Wer sich für die Produkte interessiere, sollte zumindest bei den aktienlastigen Depotvarianten wenigstens fünf Jahre Zeit mitbringen.

Die Performance der großen Fondsvermögensverwalter bezeichnet er als "eher enttäuschend". Denn vor allem im konservativen und im ausgewogenen Anlagebereich konnte keiner der Anbieter besser abschneiden als vergleichbare Indizes, wenn man die Kosten berücksichtigt. In der aktienlastigen Strategie war die Mehrheit der Fondsverwalter nach Kosten ebenfalls schlechter als Aktienindizes wie der Dax oder Euro Stoxx 50.

Die Gewinner und Verlierer: Dabei berücksichtigte Fondsconsult nicht allein die Wertentwicklung über verschiedene Zeiträume, sondern auch Risikokennzahlen wie den maximal erzielten vorübergehenden Verlust oder die Volatilität, also die Schwankungsbreite des Fondspreises. Das Ergebnis: Über alle Anlageklassen hinweg erzielte die HypoVereinsbank die besten Renditen. Klarer Verlierer ist die Deutsche Bank, die in fast allen Kategorien am schlechtesten abschneidet.

© SZ vom 16.12.2004 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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