Stammhaus:Auszug nach 101 Jahren

Sie wollen sich nicht trennen, schließlich hängt die Familie an dem Haus in der Huestraße 89. Karl Albrecht senior und seine Frau Anna eröffneten dort 1919 ihr Kaufhaus für Lebensmittel Karl Albrecht.

Mehr als ein Menschenleben lang hat die Familie Albrecht in der Essener Huestraße Lebensmittel verkauft. Doch diese Ära wird bald enden. Denn das Aldi-Stammhaus im heutigen Essener Stadtteil Schonnebeck wird zu klein für die großen Pläne des Konzerns. Das Sortiment wächst, mehr Verkaufsfläche muss her. Das Unternehmen Aldi Nord will deshalb noch in diesem Jahr mit dem Bau einer Filiale in unmittelbarer Nähe beginnen. Die neue Filiale soll Ende 2020 fertig und mit knapp 1300 Quadratmetern Verkaufsfläche mehr als doppelt so groß sein wie die Räume im Erdgeschoss des Stammhauses. Der erste Laden der Unternehmerfamilie Albrecht - Anna Albrechts Elternhaus - befand sich in der Huestraße 87 und war zunächst ein Backwarenhandel. Die Eltern von Karl und Theo Albrecht hatten ihn 1913 eröffnet. 1919 verlegten sie ihr Geschäft in die benachbarte Nummer 89. Den neuen, deutlich größeren Laden nannten sie "Kaufhaus für Lebensmittel Karl Albrecht". Das 1909 errichtete Gebäude mit dem Geschäft im Erdgeschoss und Wohnungen darüber hat mit seiner Klinkerfassade und dem grau-braun verwaschenen Putz zwar noch einen gewissen verlebten Ruhrgebiets-Charme. Doch damit passt es optisch und räumlich nicht zu den modernen Ladenkonzepten, die Aldi derzeit überall im Land testet.

Die Verkaufsräume in der Huestraße sollen deshalb künftig anderweitig genutzt werden. "Hierfür werden derzeit zahlreiche Möglichkeiten mit Interessenten geprüft", teilte das Unternehmen mit und deutete damit an, dass bald ein externer Nutzer ins Aldi-Stammhaus ziehen könnte. Die Gründerfamilie habe sich aber aus emotionalen Gründen dafür ausgesprochen, das Gebäude im Besitz der Unternehmensgruppe zu behalten.

© SZ vom 21.09.2019 / DPA/vd - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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