Stahlkonzerne:Müssen sie blechen?

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Vor einem Jahr durchsuchten Ermittler die Geschäftsräume des österreichischen Stahlkonzerns Voestalpine. (Foto: Akos Stiller/Bloomberg)

Ermittelt wird schon länger, nun könnten tatsächlich Strafzahlungen auf Stahlkonzerne zukommen. Die drohende Kartellstrafe belastet die Aktien der Firmen.

Von Benedikt Müller

Gut ein Jahr ist es nun her, dass Ermittler des Bundeskartellamts die Geschäftsräume von Voestalpine, des größten Stahlkonzerns Österreichs, in Linz durchsucht haben. Die Wettbewerbshüter gehen Hinweisen nach, wonach sich mehrere Hersteller von Grobblech und Flachstahl abgesprochen haben sollen. Noch laufen die Untersuchungen, heißt es aus dem Kartellamt. Doch sie kommen offenbar voran: Die Unternehmen stellen sich auf mögliche Bußgelder ein, an der Börse verlieren Stahlhersteller an Wert.

So hat der Voestalpine-Konzern nach eigenen Angaben über seinen Anwalt erfahren, dass in den nächsten Monaten mit einer Entscheidung der Kartellwächter zu rechnen sei. Die Österreicher haben entsprechende Rückstellungen gebildet und auch deshalb ihre Gewinnprognose für das laufende Geschäftsjahr gesenkt - bereits zum zweiten Mal binnen weniger Monate. Damit sind sie nicht alleine: Deutschlands größter Stahlhersteller Thyssenkrupp musste seine Jahresziele bereits im vergangenen November kappen - unter anderem, weil die Wahrscheinlichkeit einer Kartellstrafe gestiegen sei.

Wegen der schlechten Nachrichten hat nicht nur Voestalpine am Donnerstag zeitweise acht Prozent an Börsenwert verloren. Auch die Thyssenkrupp-Aktie stand zeitweise zwei Prozent im Minus, Salzgitter bis zu drei Prozent. Die Niedersachsen sind ebenfalls Gegenstand der Kartellermittlungen, haben bislang jedoch nach eigenen Angaben keine entsprechenden Rückstellungen gebildet. Salzgitter arbeitet mit seinen Wirtschaftsprüfern derzeit am Jahresabschluss.

Dass dieser bei Voestalpine schlechter ausfallen wird als gedacht, ist freilich nicht nur dem Kartellverdacht geschuldet. Der Konzern meldet zudem höhere Kosten, da er sein Automobilgeschäft in den USA ausgebaut hat. Obendrein trübe sich die Konjunktur in wichtigen Märkten ein. Etwa fragten auch hiesige Autohersteller zuletzt etwas weniger Komponenten nach; sie zählen zu den wichtigsten Kunden von Voestalpine. Jene Eintrübung macht auch hiesigen Dax-Konzernen zu schaffen: Ganze 13 Mal mussten Dax-Unternehmen 2018 die Gewinnprognose senken.

Für das laufende Geschäftsjahr, das bei Voestalpine stets Ende März ausläuft, erwarten die Oberösterreicher nun noch einen Betriebsgewinn von 750 Millionen Euro. Im Vorjahr hatten sie noch 1,2 Milliarden Euro eingefahren.

© SZ vom 18.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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