Spitzelaffäre bei der Bahn:Bahn auf der Suche nach Sympathie

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Ein neuer Chef tritt an: Rüdiger Grube will mit der Bahn das Wohlwollen der Deutschen gewinnen - und den "besten Service auf der Welt erbringen".

Der neue Bahnchef Rüdiger Grube hat den Passagieren höchste Qualität, Pünktlichkeit und preiswerte Tickets versprochen.

Der neue Bahnchef Rüdiger Grube lobt seinen Vorgänger Hartmut Mehdorn: "Da ist eine tolle Arbeit geleistet worden" (Foto: Foto: AP)

"Die Bahn ist dafür da, den besten Service auf der Welt zu erbringen", sagte der designierte Konzernchef am Dienstag in Berlin. In der Datenaffäre sagte Grube eine gründliche und rasche Aufklärung zu.

Erste Ergebnisse erwarte er bereits zum 1. Juni. Oberstes Ziel sei es, das Vertrauen von Kunden und Mitarbeitern zurückzugewinnen.

Der vor einer Woche nominierte Daimler-Manager Grube präsentierte an der Seite Verkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) erstmals öffentlich seine Vorstellungen für das neue Amt.

Grube will Konsequenzen ziehen

Er folgt Hartmut Mehdorn, der wegen der Affäre um Massenüberwachung von Mitarbeiterdaten seinen Rücktritt angeboten hatte. Wann der Wechsel stattfindet, soll Grube zufolge erst in den kommenden Tagen bekannt gegeben werden. Noch verhandele er mit seinem jetzigen Arbeitgeber.

Die Aufklärung der Datenaffäre erklärte Grube zur obersten Priorität. "Ich werde alles unternehmen, um vollumfänglich, zügig und lückenlos diese Affäre aufzuarbeiten", sagte er. "Ich schrecke nicht davor zurück, sofort nach Vorlage der Ergebnisse auch Konsequenzen zu ziehen."

Grube betonte darüber hinaus, dass er am Ziel eines Börsengangs des Konzerns grundsätzlich festhält. Derzeit sei ein Verkauf von Unternehmensanteilen wegen der Krise nicht aktuell. "Aber die Option der Teilprivatisierung müssen wir uns erhalten", sagte Grube.

Gleichzeitig versicherte er, dass er die Zukunft in einem integrierten Konzern sehe. "Sie werden nicht erleben, dass ich den Konzern zerschlage", sagte Grube.

Unternehmen wird ausgebaut

Zur künftigen Linie des Unternehmens äußerte sich der designierte Bahnchef noch wenig konkret. Er bat sich 100 Tage zur Einarbeitung und zur Vorlage von Konzepten aus, auch zur Bewältigung der Folgen der Wirtschaftskrise beim Güterverkehr.

"Alles was gut ist, wird erhalten. Und alles, was veränderungsbedürftig ist, wird angepackt", sagte er.

Zur Kundenfreundlichkeit und zur künftigen Entwicklung der Fahrpreise sagte er: "Effizient, preiswert, mit der absolut höchsten Qualität, Pünktlichkeit, Sicherheit, Sauberkeit - das sind die Ziele, die die Bahn verkörpert und die sie auch zukünftig weiter verkörpern muss."

Nur auf die Expansion des Bahnkonzerns auch außerhalb Deutschlands legte Grube sich bereits fest. "Wir werden das Unternehmen weiter ausbauen, da führt kein Weg daran vorbei", sagte er.

"Übernehme kein marodes Unternehmen"

Grube lobte die Ergebnisse seines Vorgängers Mehdorn, mit dem er in früheren Funktionen zusammengearbeitet hatte. "Ich übernehme kein marodes Unternehmen", sagte er und fügte an: "Da ist eine tolle Arbeit geleistet worden." Er könne und wolle über das bisherige Management nichts Schlechtes sagen.

Er steckte sich auch das Ziel, die 240.000 Bahn-Mitarbeiter zu beruhigen und neu zu motivieren. Niemand solle sich genötigt fühlen, sich im Freundeskreis für seine Tätigkeit bei der Bahn zu entschuldigen. "Unser Ziel muss es sein, dass die Bahn eine sympathische Bahn ist", sagte er.

"Dieser Herausforderung werde ich mich sofort stellen." Sein Gespräch mit den Bahngewerkschaften am Montag sei für ihn ein "Mehrwert" gewesen, versicherte der Manager.

Grube ist derzeit Vorstandsmitglied bei der Daimler AG und Chairman of the Board of Directors des Luft- und Raumfahrtkonzerns EADS. Beide Posten will er nach eigenem Bekunden aufgeben. "Die Bahn erfordert meine ganze Kraft", sagte er.

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