Spekulationen zum Trotz:Postbank lässt sich nicht kaufen

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Die Post will langfristig die Mehrheit an ihrem Tochterunternehmen behalten und hat eine Übernahme durch die Deutsche Bank offiziell ausgeschlossen.

Die Deutsche Post hat in einer offiziellen Erklärung den Börsengang der Postbank für den 21. Juni bestätigt und damit alle Spekulationen beendet.

Post-Vorstand Klaus Zumwinkel und Postbank-Chef Wulf von Schimmelmann. (Foto: Foto: AP)

"Außerhalb des Börsengangs wird es keinen Verkauf der Postbank oder von Teilen derselben an in- oder ausländische Investoren geben; ebensowenig werden größere Pakete an Kreditinstitute oder andere strategische Investoren abgegeben", erklärte der Post-Vorstand.

Deutsche Bank bleibt Konsortialführer

Die Verhandlungen mit der Deutschen Bank seien "gemeinsam beendet" worden. Woran eine Übernahme von Teilen der Postbank oder auch ein Komplettkauf scheiterte, ist zunächst noch unklar. Die Deutsche Bank soll weiter einer der Konsortialführer des Börsengangs bleiben.

Die Post werde auch nach dem Börsengang mit mindestens 50 Prozent und einer Aktie die Mehrheit an ihrem Tochterunternehmen halten, teilte der Post-Vorstand mit. Dies sei insbesondere im Interesse der Kunden und der Mitarbeiter der Postbank.

Gerhard Schröder drängte auf Konsolidierung

Erste Gerüchte über ein Interesse der größten deutschen Privatbank an einer Übernahme des gelben Konkurrenten waren vor einer Woche laut geworden. Kurz zuvor hatte Bundeskanzler Gerhard Schröder an die deutschen Banken appelliert, den notwendigen Konsolidierungsprozess in der Branche endlich ernsthaft anzugehen.

Durch eine Kauf der Postbank hätte die Deutsche Bank die Zahl ihrer Privatkunden mehr als verdoppeln können. Immerhin verfügt die Postbank als "größte Privatkundenbank Deutschlands" über 11,5 Millionen Klienten.

In den letzten Tagen war verstärkt Kritik an der Deutschen Bank laut geworden wegen ihrer Doppelrolle als möglicher Kaufinteressent und als Konsortialführer beim Börsengang, der über erhebliches Insider-Wissen verfügt.

Gewerkschaft begrüßt Post-Entscheidung

Der Postvorstand bemühte sich denn auch die Wogen zu glätten. "Das offensichtlich hohe Interesse an der Postbank werten wir als Zeichen der Anerkennung der mittlerweile geschaffenen Substanz und der Attraktivität der Bank", betonte der Vorstand. Schließlich liege das Geschäftsergebnis des Bereichs Finanzdienstleistungen der Deutschen Post im ersten Quartal um fast 38 Prozent über dem Vorjahreswert.

Die Dienstleistungsgewerkschaft ver.Di begrüßte das Ende der Spekulationen um den Postbank-Verkauf: "Die Gerüchte über einen möglichen Verkauf der Postbank an die Deutsche Bank haben bei den Beschäftigten große Ängste um die Zukunft ihrer Arbeitsplätze ausgelöst. Es war höchste Zeit, dass der Vorstand Klarheit schafft," sagte Bundesvorstandsmitglied Rolf Büttner.

Börse reagiert positiv

Die Börse nahm das vorläufige Ende der Spekulationen positiv auf. Der Aktienkurs der Post stieg auf über 17 Euro.

Ein Analyst sagte, eine Aussage dieser Art sei dringend notwendig gewesen, um die Verwirrung aus dem Markt herauszunehmen. Weitere Spekulationen wären für alle Seiten — für Post, Postbank und auch Deutsche Bank — von Nachteil gewesen.

Dennoch bewerte er die Mitteilung eher verhalten. "In den letzten Tagen ist zu viel passiert." Er könne der Aussage erst trauen, wenn die Postbank wirklich an der Börse sei.

© sueddeutsche.de/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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