Sparfüchse bei VW:"Marrakesch" ist nur der Anfang

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Volkswagen will die Produktion seines neuen Geländewagens vielleicht ins Ausland verlagern, um Kosten zu sparen. Bei anderen Modellen will der Wolfsburger Autobauer ähnlich hart kalkulieren.

Europas größter Autobauer Volkswagen will nicht nur bei der Einführung neuer Modelle, sondern auch bei allen anderen Fahrzeugen scharf auf die Kostenbremse treten.

Bis zum Jahr 2008 sollen die Fertigungskosten in allen VW-Werken um 1,3 Milliarden Euro gesenkt und die Produktivität jährlich um 6 Prozent gesteigert werden, sagte der im VW-Markenvorstand für die Produktion zuständige Manager Reinhard Jung der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (Donnerstagsausgabe). Dies gehe einher mit einem "deutlichen Personalabbau".

Der neue VW-Markenvorstand Wolfgang Bernhard hatte bereits vor einiger Zeit erklärt, das Ergebnis in der Markengruppe (VW, Skoda, Bentley, Bugatti) müsse bis 2008 durch Leisterungssteigerungen und Kostensenkungen um sieben Milliarden Euro verbessert werden. Allein die Kosten müssten um fünf Milliarden Euro runter. Konzernweit sind nach Angaben aus Branchenkreisen zehn Milliarden Euro Einsparungen geplant.

Der jüngste Streit um den Fertigungsort für den neuen kompakten Geländewagen "Marrakesch", bei dem Bernhard deutliche Zugeständnisse bei Löhnen und Arbeitsbedingungen fordert, ist nach den Erläuterungen Jungs erst der Anfang. "Das Kostengerüst für den Bau des kompakten Geländewagens wird zum Vorbild für alle neuen VW-Modelle", sagte der Manager. Mit dem teuren Haustarif in Wolfsburg lasse sich das Modell nicht wirtschaftlich bauen.

"Wir meinen es ernst"

Bernhard droht daher mit einer Produktion in Portugal. Jung: "Das ist kein Kettengerassel. Wir meinen es ernst." Genauso hart wie für den Geländewagen würden alle anderen neuen Modelle kalkuliert, sagte Jung weiter. "Bei jedem neuen Fahrzeug werden wir genau prüfen, wo es am kostengünstigsten produziert werden kann."

Jung macht deutlich, dass das Stammwerk Wolfsburg, das nur zu etwa 65 Prozent ausgelastet ist, mit seinen rund 50.000 Beschäftigten im Standortvergleich besonders schlecht dastehe. "Wolfsburg ist unser teuerster und komplexester Standort." Daher seien auch die Stellhebel für Kostensenkungen dort am größten.

Neben den neuen würden aber auch alle anderen Modelle, die schon auf dem Markt sind, jetzt auf den Prüfstand gestellt. Alle Möglichkeiten von Kostensenkungen im Materialeinkauf, über die Montage bis zu den Fertigungszeiten würden ausgelotet. Dabei werde auch die hausinterne Fertigung von Komponenten unter die Lupe genommen. In der Zulieferindustrie herrsche aggressiver Wettbewerb, und daher werde geprüft, ob Zukauf nicht günstiger ist. "Wir werden nicht zögern, im Markt einzukaufen, wenn dies für uns wirtschaftlicher ist."

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