Die britische Finanzszene ist mittlerweile so verzweifelt, dass sie Trost in der Lyrik sucht. Eine ungewöhnlich poetische Pressemitteilung hat im Königreich eine Debatte darüber entfacht, welcher Musiktitel die schlechte wirtschaftliche Stimmung am besten wiedergibt.
Immobilien-Mogul Tim Wheeler von der Firma Brixton Estates hatte einen kräftigen Verlust im ersten Halbjahr zu melden. Deshalb wählte er als Einführung in die Halbjahreszahlen des Unternehmens apokalyptische Zeilen aus Bob Dylans Klassiker "All Along the Watchtower" - und wurde damit am Mittwoch von mehreren britischen Zeitungen zitiert.
Anstelle der sonst eher trockenen Mitteilungen von Brixton Estates war diesmal sinngemäß zu lesen: "Es muss einen Ausweg geben/sagte der Joker zum Dieb/Hier herrscht zuviel Verwirrung/Ich finde keine Erlösung".
"Diese apokalyptischen Anfangszeilen scheinen den mitgenommenen Zustand des britischen Marktes für Gewerbeimmobilien gut widerzuspiegeln", schreibt Wheeler, der seinen Quartalsbericht gleich auch noch mit den vier Apokalyptischen Reitern schmückte.
Im Internet begann umgehend die Diskussion darüber, ob andere Songs die Finanzkrise möglicherweise noch besser beschreiben - auf der Website des Daily Telegraph etwa "Gimme Shelter" (Gewähre mir Schutz) von den Rolling Stones, "After the Goldrush" (Nach dem Goldrausch) von Neil Young oder "Heaven Knows I'm Miserable Now" (Der Himmel weiß, dass es mir mies geht) von den Smiths.
Auf der Guardian-Website stand als Vorschlag auch "Highway to Hell" (Autobahn zur Hölle) von der Heavy-Metal-Band AC/DC zu lesen. Ob irgendjemand sich einen völlig neuen Song über das Elend der krisengeschüttelten Börsianer einfallen lässt, ist nicht bekannt.