Solaranlagen:Wacker Chemie senkt Gewinnprognose

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Vorerst dürfen Münchner Mitarbeiter des Wacker-Konzerns nicht nach Burghausen fahren, um sich dort von einem der Werksärzte impfen zu lassen. (Foto: MICHAELA REHLE/REUTERS)

Der Konzern leidet unter den niedrigen Preisen für den Rohstoff Polysilizium.

Von Christian Bellmann, München

Die ausbleibende Erholung am Weltmarkt für Solar-Silizium macht die Gewinnerwartungen von Wacker Chemie für das laufende Geschäftsjahr zunichte. Nach einem Gewinn von 260 Millionen Euro im vergangenen Jahr rechnet der Münchener Chemiekonzern für 2019 nur noch mit einem kleinen Gewinn. Dazu kommt eine Versicherungsleistung in Höhe von 112 Millionen Euro, die Wacker für den Brand im US-Werk in Charleston im Bundesstaat Tennessee entschädigen soll, der sich im September 2017 ereignet hat. Der Zwischenfall hatte die Produktion in dem Werk für etwa zwei Jahre lahmgelegt. 2018 hatte Wacker bereits rund 90 Millionen Euro aus der Versicherung erhalten.

Der Umsatz dürfte in diesem Jahr auf dem Vorjahresniveau von 4,98 Milliarden Euro stagnieren. Bisher hatte Wacker mit einem Plus von rund fünf Prozent gerechnet. Der operative Gewinn (Ebitda) werde bei etwa 650 Millionen Euro und damit 30 Prozent unter dem Vorjahreswert liegen. Bislang hatte Wacker von einem Minus von bis zu 20 Prozent gesprochen. Im vierten Quartal dürfte nicht mehr viel passieren: Nach den ersten neun Monaten lag das Ebitda bei 620 Millionen Euro, und der Umsatz bei 3,77 Milliarden Euro.

Für die Aktionäre bedeutet der Ergebniseinbruch, dass sie sich auf eine magere Dividende einstellen müssen. Der Konzern schüttet in der Regel die Hälfte seines Nettogewinns aus. Die deutlich nach unten korrigierte Gewinnerwartung konnte die Anleger am Mittwoch aber nur kurzfristig erschrecken. Ein Händler sagte, die Gewinnwarnung sei ein offenes Geheimnis gewesen. Nachdem die Aktie am Morgen zwischenzeitlich 6,9 Prozent im Minus bei 61,06 Euro notierte, lag sie am Nachmittag wieder 1,3 Prozent im Plus bei 66,46 Euro. Die Aktie hat in den vergangenen zwei Jahren erheblich an Wert verloren. So notierte sie im Januar 2018 noch bei 174 Euro.

Wacker leidet derzeit unter dem schwachen Preisniveau bei Rohstoffen. "Ausschlaggebend für unsere reduzierten Erwartungen sind die nach wie vor extrem niedrigen Preise für Polysilizium", sagte Vorstandschef Rudolf Staudigl. Die Preise für den Rohstoff für Solaranlagen seien im dritten Quartal weiter zurückgegangen, weil die chinesische Konkurrenz den Markt überschwemme. Marktexperten waren - ebenso wie Wacker - von einer Erholung für das zweite Halbjahr ausgegangen. Die Branche war im vergangenen Jahr von der Drosselung der Solarförderung in China getroffen worden. Hinzu kommt die weltweit schwächelnde Konjunktur. Wacker will darauf mit Sparmaßnahmen reagieren. Nun werde "ein umfassendes Programm erarbeitet, um Wacker für zukünftige Herausforderungen effizienter und leistungsfähiger aufzustellen und Kosten in signifikantem Umfang einzusparen".

© SZ vom 17.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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