Softwarefirma:Teamviewer kämpft ums Vertrauen

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Mit Teamviewer-Schriftzug auf der Brust: Weltstar Cristiano Ronaldo spielt seit dieser Saison wieder für Manchester United. (Foto: imago)

Die Softwarefirma Teamviewer trennt sich nach verfehlten Prognosen von ihrem Finanzchef - und setzt sich hohe Ziele.

Der Börsenkurs des schwäbische Softwareunternehmens Teamviewer ist schon lange unter Druck, die Aktie hat eine rasante Talfahrt hinter sich. Lag das Papier im Mai noch bei rund 40 Euro, waren es an diesem Montag nur noch knapp unter 14 Euro. Grund sind unter anderem verfehlte Prognosen. Jetzt trennt sich Teamviewer von Finanzchef Stefan Gaiser. Der im August 2022 auslaufende Vertrag von Gaiser werde nicht verlängert, die Suche nach einem Nachfolger habe bereits begonnen, teilte der Aufsichtsrat am späten Sonntagabend mit. Zudem werde ein Vertriebschef gesucht, mit dem der Vorstand auf vier Mitglieder erweitert werden soll. Dieser besteht derzeit aus Vorstandschef Oliver Steil, dem aktuellen Finanzvorstand und Marketing-Chefin Lisa Agona. Steils Vertrag wurden gleichzeitig um drei Jahre bis Oktober 2024 verlängert.

Die Entscheidung machte die Teamviewer-Aktie am Montagmorgen zeitweise zum größten Kursgewinner im Nebenwerteindex M-Dax, mittags war die Euphorie dann aber schon wieder verpufft. Ein Händler zeigte sich skeptisch: "Ob ein neuer Vertriebschef reicht oder ob ein größerer Umbau nötig gewesen wäre, muss sich zeigen." Aufsichtsratschef Abe Peled, ein Vertreter von Großaktionär Permira, setzte Steil und den Vorstand unter Druck: Die jüngste Entwicklung sei "sehr enttäuschend". Man habe gemeinsam ein Maßnahmenpaket erarbeitet, das unter anderem "die Anpassung der Kostenstruktur sowie die konsequente Umsetzung der Strategie" vorsehe. "Eine der Top-Prioritäten des Führungsteams wird es sein, das Vertrauen des Kapitalmarkts zurückzugewinnen", forderte Peled. Für den Börsengang im Jahr 2019 hatten Steil und Gaiser Boni und Aktienpakete in zweistelliger Millionenhöhe erhalten, sie gehörten zu den bestverdienenden Managern in Deutschland.

Das Start-up aus Göppingen bei Stuttgart bietet Fernwartungs- und Konferenz-Software an und war so zeitweise einer der großen Gewinner der Corona-Krise, was die Aktie bis Februar auf fast 50 Euro getrieben hatte. Teure Sponsoringverträge, weniger Wachstum im ersten Halbjahr und eine drastische Korrektur der Prognosen vor zwei Wochen schickten das Papier nach unten.

Im März hatte Vorstandschef Steil verkündet, dass Teamviewer Trikotsponsor von Manchester United wird. Der Premier-League-Klub ist einer der bekanntesten Vereine der Welt und hatte zuletzt in einem spektakulären Deal Cristiano Ronaldo verpflichtet. Die Mannschaft läuft nun seit dem Sommer mit Teamviewer-Schriftzug auf der Brust auf. Später stieg die Firma auch bei der Formel 1 ein. Das sehr teure Sportsponsoring stieß auf Kritik. "Wir sind angetreten, einen erfolgreichen Tech-Champion aus Europa aufzubauen", sagte Firmenchef Steil dazu. Noch allerdings dauert das.

© SZ vom 19.10.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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